In der nordspanischen Region Galizien werden jährlich mehr als 250.000 Tonnen Muscheln gezüchtet. Das ist fast die Hälfte der Gesamtproduktion innerhalb der Europäischen Gemeinschaft. Während sich die gehobene Gastronomie und die Lebensmittelindustrie vor allem für die Meeresfrüchte interessieren, wächst seit einigen Jahren auch die Nachfrage nach den Muschelschalen, die als Abfallprodukt anfallen.
Das galizische Unternehmen Ecocelta mit Sitz in Ponteareas ist seit 2003 in der Verarbeitung von Muschelschalen tätig und brachte 2020 den eigenen Angaben zufolge weltweit ersten organischen, kalkhaltigen Dünger auf den Markt, dessen Hauptbestandteil Muschelschalen sind. Das Verfahren ist durch ein Patent geschützt. Auch um die Phosphorbelastung bei Gülle aus der Landwirtschaft deutlich zu reduzieren, erweisen sich Muschelschalen als wahre Klimahelden. Am Ende des Reinigungsprozesses sei die Stickstoffbelastung 92 Mal geringer als zuvor, betont die spanische Firma. Ammoniak werde während des Reinigungsprozesses vollständig reduziert.
Verkauf ab September
Ausgerechnet inmitten von zerkleinerten Muschelschalen, die auf dem mehrere Hektar großen Firmengelände von Ecocelta gelagert werden, erledigte die Betriebskatze Chocolaté ihr Geschäft. So entstand die Idee, aus Muschelschalen künftig auch eine ökologische Katzenstreu herzustellen. Ende 2023 erhielt Ecocelta ein Patent für seine unter dem Namen „Arenamar“ angemeldete ökologische Katzenstreu. Zusammen mit dem in Belgien wohnhaften Ehepaar Marc und Moniek Corthouts, die über viel Erfahrung im Vertrieb und Marketing verfügen, wurde die Division Ecocelta Europe ins Leben gerufen. Die Corthouts werden für den Vertrieb und die Vermarktung von „Ecocelta“-Produkten außerhalb Spaniens verantwortlich sein. Schon im September soll mit dem Verkauf der „Arenamar“-Katzenstreu in Deutschland und den Beneluxländern begonnen werden. Gespräche mit dem Fachhandel sind schon seit einigen Monaten im Gange. Langfristig ist geplant, Produktions- und Lizenzvereinbarungen auch außerhalb Spaniens abzuschließen, um für die Herstellung von Katzenstreu auch Muschelschalen aus Deutschland, den Beneluxstaaten, Frankreich und Dänemark nutzen zu können.
„Hervorragende Eigenschaften“
Dass Katzenstreuprodukte mit einer guten CO2-Bilanz hoch im Kurs stehen, kommt nicht von ungefähr. Mineralische und Silikat-Streuprodukte sind in den letzten Jahren immer stärker in Verruf geraten, weil sie für hohe Müllberge verantwortlich sind und weil beim Transport und bei der Trocknung des mineralischen Rohstoffs viel CO2 anfällt. Davon profitieren bisher vor allem pflanzliche und holzbasierte Streu-Alternativen. Auch Ecocelta sieht sich mit ihrem ökologischen Produkt, das perfekt zur Kreislaufwirtschaft passe, im Trend. Hinzu kommt, so Marc Corthouts gegenüber pet, dass das Produkt bei Klumpenbildung und Geruchsbindung hervorragende Ergebnisse liefere. Muschelschalen seien zudem kompostierbar und lassen sich in der Verbrennungsanlage komplett entsorgen. Da im Katzenkot so genannte Toxoplasmose-Parasiten vorkommen, verbieten derzeit die meisten Regierungen allerdings die Kompostierung im eigenen Garten oder in öffentlichen Kompostieranlagen. Die Temperaturen, so Corthouts, seien zu niedrig, um die Parasiten abzutöten. Noch!
„Wir untersuchen derzeit, ob wir die antibakterielle Reaktion der Muschelschalen verstärken können, um den Parasiten zu schwächen oder vollständig zu eleminieren“, erklärt Sergio Quiroga Rivero, CEO von Ecocelta. Bei positiven Ergebnissen, so der Manager, könnte die neue „Arenamar“- Katzenstreu zu 100 Prozent kompostierbar werden.