Kommentar

2001, Nr. 2, S. 4 Kommentar    Stühlerücken in Euskirchen    Nestlé übernimmt Ralston Purina ­ mit diesem Paukenschlag wurde die Heimtierbranche gleich zu Beginn des neuen Jahres erschüttert. Börsenkenner und Analysten, aber auch ein Großteil der Wirtschaftspresse haben diese Akquisition trotz des hohen Kaufpreises überwiegend positiv bewertet. Sie rechnen damit, dass Nestlé durch den Kauf von Ralston Purina die Profitabilität seines Tiernahrungsgeschäfts gewaltig steigern wird. In den USA wird Nestlé zusammen mit Purina bei der Tiernahrung die Marktführerschaft erlangen. Weltweit schließt Nestlé durch den Kauf von Ralston Purina mit dem Mars-Konzern gleich. Nach Abwicklung der Transaktion hofft das Schweizer Unternehmen zudem auf jährliche Kosteneinsparungen in Höhe von 300 bis 400 Mio. DM.    Bevor die Wettbewerbsbehörden nicht ihr O.K. zu der Akquisition gegeben haben, wird sich allerdings wenig tun. Danach dürfte erst einmal die Bearbeitung des amerikanischen Marktes im Vordergrund stehen. Mittel- bis langfristig wird aber die Übernahme von Ralston Purina durch Nestlé auch in Europa nicht ohne Folgen bleiben. Produktionsstätten dürften geschlossen, Geschäftsbereiche zusammengelegt und Arbeitskräfte reduziert werden - wahrscheinlich aber nicht im Hau-Ruck-Verfahren, sondern langsam und behutsam.    Ganz unabhängig von der jüngsten Transaktion hat bei Friskies Deutschland schon jetzt eine große Umstrukturierung eingesetzt. Kein Wunder: Dem Unternehmen ist es nach der Übernahme von Spillers Petfood nicht gelungen, den Abstand zur Mars-Tochter Masterfoods (Effem) aufzuholen. Auch mit dem Fachhandel tut sich Friskies in Deutschland nach wie vor schwer. Wie man hört, sollen künftig die Bereiche Lebensmittel und Fachhandel zusammengelegt werden. Das überrascht. Denn die Erfahrung, dass sich mit einem solchen Schritt nicht unbedingt ein besserer Draht zum Fachhandel herstellen lässt, haben schon andere Firmen machen müssen. Es sei denn, das Nestlé-Tochterunternehmen wolle künftig den Fachhandel tatsächlich nur noch als Randbereich führen, wie dies schon jetzt kolportiert wird. Das ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Denn auch in der Friskies-Chefetage dürfte sich herumgesprochen haben, dass in Deutschland der Fachhandel im Unterschied zum Lebensmittelhandel nach wie vor wächst. Egal, wie man sich letztlich entscheiden wird: Auf den neuen Geschäftsführer wird viel Arbeit zukommen.    Ein weiteres Fragezeichen steht hinter der Zukunft von Purina…