Jungunternehmerin Katharina Raida hat sich mit Backmischungen für Hunde selbstständig gemacht.
Jungunternehmerin Katharina Raida hat sich mit Backmischungen für Hunde selbstständig gemacht.

Pets-Kitchen

Viel mehr als nur ein Snack

Bei dem Hamburger Start-up Pets-Kitchen dreht sich  alles um das Zelebrieren von Momenten mit vierbeinigen Familienmitgliedern – Kernprodukte der Back- und Lifestyle­marke sind die Backmischungen.

„Kein Hund braucht frisch gebackene Kuchen und Pup-Cakes. Genauso wenig braucht ein Hund eine Auswahl an Leckerlis und Snacks oder eine Vielzahl von Geschirren und Leinen“, gibt Katharina Raida, die Gründerin des Hamburger Startups Pets-Kitchen, unumwunden zu. „Aber es macht uns Menschen einfach Spaß, unsere Vierbeiner zu verwöhnen und den Hunden macht es ganz klar Freude, verwöhnt zu werden.“ Die geborene Berlinerin, jetzt Norddeutsche, hat aus ihrer Leidenschaft gleich einen Beruf gemacht: Anfang 2024 hat sie ihren Job gekündigt und die Back- und Lifestylemarke „Pets-Kitchen“ gegründet.

„Ich glaube, dass wir für Hunde backen, ist gar nicht so neu.“ Für sie seien ihre beiden Pudel ein Stückweit Kindersatz. Zum letzten „Adoption Day“ ihres Hundes aus dem Tierschutz sei sie „unvorstellbar busy“ gewesen und wollte einfach eine fertige Backmischung bestellen – „da habe ich festgestellt, das gibt es nicht in der Qualität, wie ich es möchte“. Das war der Startschuss.

Die Betriebswirtin war im Innovationsbereich eines großen deutschen Versorgungszentrums in der Medizin tätig, aber „ich habe meinem Partner gesagt, ich kündige und mache Backmischungen für Hunde“. Das war im Februar 2024, und sie hat es auch nicht bereut – Raida hofft auf den Breakeven im ersten oder zweiten Quartal 2025.

Dabei läuft das Geschäft mit Endkunden über ihren Onlineshop bereits, im B2B-Bereich entwickelt es sich erst. „Meine Backmischungen gibt es in einigen Stores, und ich habe einige Partner, aber Anfragen aus dem Ausland konnte ich bisher kaum abbilden.“ Den Anfang machte hier ein Webshop für Österreich.

Wenn jemand meine Produkte haben möchte, finden wir Lösungen.
Katharina Raida, Gründerin Pets Kitchen

„Ich fokussiere mich sonst eher auf kleinere Geschäfte, habe aber auch einen Pflanzen Kölle. Wenn jemand meine Produkte haben möchte, finden wir Lösungen.“ In der Heimtierbranche erlebe sie viele Menschen als total nett, „die meisten sind sogar sehr offen darin, einer Jungunternehmerin unter die Arme zu greifen – im Venture Capital der Gesundheitsbranche ist da mehr Ellbogen“.

Raida wünscht sich, dass sie bald ihr inzwischen zweiköpfiges Business skalieren kann. „Andere geben 20.000 Euro im Monat nur für Marketing aus, solche Summen sind für mich nicht realisierbar.“ Die IHK, das eigene Netzwerk und Social Media sind ihre Wege, um bekannter zu werden. In Facebook hat sich die Betriebswirtin eingearbeitet und fokussiert sich nun auf Instagram.

„Ich habe nicht so viele Follower, sondern eher qualitativ hochwertige, die ich auch teilweise ganz eng in die Produktentwicklung mit einbeziehe.“ Tiktok bespiele sie auch, aber nur mit Content. Von künstlichen, also gekauften Followern halte sie nicht viel, „meine Kunden schreiben echte Bewertungen, das ist viel hochwertiger“.

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Pudelrüde Chewie freut sich  über seinen Geburtstagskuchen zum „Adoption Day“. (Quelle: Pets-Kitchen)

Unfassbar wählerisch

„Was ich beim Backen mit dem Hund so cool finde, es ist viel mehr als nur ein Snack.“ Den gebe man dem Tier und sei fertig mit der Interaktion. „Das Backen mache ich mit dem Hund gemeinsam, er kann Schneebesen ab- oder die Schüssel ausschlecken, man verbringt eine Stunde schön zusammen, darum bin ich so begeistert.“ Das baue Bindung auf und Ängste ab, wie sie auch bei ihrer Arbeit im Tierschutz merke. „Ich backe erstmal mit Pflegehunden zusammen, und die Interaktion be­ruhigt sie.“

Bei Pets-Kitchen „dreht sich alles um die Momente, die wir mit unseren vierbeinigen Familienmitgliedern zelebrieren: Wir möchten unsere Hunde beim Plätzchenbacken teilnehmen lassen und ihnen im Sommer mit einem leckeren Eis Abkühlung verschaffen.“ Kernprodukt seien die in Deutschland entwickelten, getesteten und hergestellten Back- und Snackmischungen. Wie zum Beispiel der „Celebration Cake“ mit Lachs und Rote Beete, für die der Verbraucher bloß noch ein Ei, Joghurt und etwas Wasser zusätzlich benötigt.

Katharina Raida hat sich als Ernährungsberaterin für Hunde zertifizieren lassen und startete in der Entwicklung hunderte Versuche. „Ich habe mit externen Beratern gesprochen, theoretische Grundlagen erarbeitet, mich in die Küche gestellt und gemacht – und gemerkt: einfach mal machen funktioniert nicht.“ Mit verschiedenen Beratern hat Raida ihre Rezepte weiterentwickelt und getestet, was geeignete Hauptkomponenten sind, führte weitere Testläufe mit Familie und Freunden durch und entwickelte mit der potentiellen Zielgruppe Produkte weiter, „die besonders einfach sind und an denen Mensch und Hund Spaß haben“.

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Die Backmischung für Hunde „Celebration Cake“ mit Lachs und Rote Beete. (Quelle: Pets-Kitchen)
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Die Backmischung für Hunde „Celebration Cake“ mit Lachs und Rote Beete. (Quelle: Pets-Kitchen)

Durch ihre Tätigkeit im Tierschutz sei sie breit vernetzt und habe viele Tester, so Raida. Manche Tiere seien wählerisch, andere hätten Unverträglichkeiten. „Wenn die begeistert fressen, ist das ein erstes Okay.“ Wenn dann noch Frauchen oder Herrchen vom Geruch beim Backen angetan sind und der Hundekot unauffällig bleibt, sei sie zufrieden, berichtet Raida.

Dabei würden ihre Produkte von Organisationen wie dem Fresenius-Institut geprüft. „Ich verhalte mich schon so, als wäre ich bereits ein großer Hersteller.“ Raida bemüht sich zudem um Nachhaltigkeit und darum, alle Zutaten zumindest aus Europa zu beziehen, das funktioniere aber nicht mit allem. Der Hafer und die Verpackung jedoch stammen aus Deutschland.

Hafer, Flohsamenschalen und Ziegenmilch sind die Basiszutaten der Rezepte. Auch für die Dekoelemente auf den Kuchen werden nur natürliche Ingredienzien verwendet, die Vierbeiner gut vertragen. Dazu arbeitet Raida mit einem zertifizierten Lohn­abfüller zusammen. „Ich habe auch alle Auflagen vom Veterinäramt erfüllt.“ Sie habe dort selber angerufen und sich helfen lassen, um die Vielzahl von Richtlinien zu beachten.

Die Bürokratie sei tatsächlich für Gründer der größte Stolperstein, gibt die Hamburgerin zu bedenken. „Ich weiß, warum man sagt, Deutschland sei sehr bürokratisch.“ Als Branche­neuling freue sie sich über Tipps, Tricks und neue Kontakte fürs Netzwerk.

www.pets-kitchen.de

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