Bei dem Tiernahrungshersteller Seitz stehen alle Zeichen auf Expansion. So kann die Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr auf ein Umsatzwachstum von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022 auf rund 58 Mio. Euro zurückblicken. Sechs Prozent des Gruppenumsatzes entfallen aktuell auf den Export, dessen Umsatz jedoch um starke 150 Prozent gewachsen ist. Auch die vor knapp fünf Jahren übernommene Marke „Fleischeslust“ konnte um sechs Prozent wachsen, soll aber im laufenden Jahr um 9,2 Prozent ausgebaut werden.
Das Geschäft mit Eigenmarken trägt mit gut 75 Prozent zum Umsatz im Hause Seitz dar. Geschäftsführer Max Graf Kerssenbrock bezeichnet es als „einer unserer Erfolgsfaktoren in unruhigen Zeiten“. 85 Prozent der Produktionsmenge wird in Dosen geliefert, gefolgt von Wurst und Barf.
Doch keine Expansion ohne Investition: Die Produktionsanlagen wurden und werden zur Gewährleistung der Qualitätsanforderungen laufend modernisiert und optimiert. Nachdem im vergangenen Jahr in Verpackungslösungen am Standort Kirchlinteln investiert wurde, stehen in diesem Jahr Investitionen in die Qualität mit der Optimierung der Wareneingangskontrolle und einer Neuausrichtung der Fleischverarbeitung an. Zudem konnte mit dem Neubau eines Tiefkühl-lagers die Rohwarenverfügbarkeit und damit die Produktions- und Lieferfähigkeit sichergestellt werden. „Für unsere konstant verlässliche Warenverfügbarkeit in den vergangenen Jahren werden wir immer wieder als einzigartig im Markt gelobt, unabhängig von Pandemie oder gestörten Lieferketten“, berichtet Kerssenbrock.
Die Sache mit dem Fleisch
Als ein wichtiges Thema auch im Hause Seitz bezeichnet Kerssenbrock die Frage: „Wie viel Fleisch braucht ein Tier?“. Er ist sich sicher, dass Hunde nicht die in der Vergangenheit kommunizierten, hohen Fleischanteile von 90 bis 100 Prozent benötigen. „Es kommt auf die richtigen Nährwerte an, die auch mit alternativen Proteinen hervorragend abgebildet werden können“, betont der Branchenprofi. Er unterstreicht: „So viel Fleisch wie möglich war ein branchenweiter Trugschluss.“
Das Angebot an vegetarischen Alternativen im Heimtiermarkt jedoch wird bei Seitz als wenig attraktiv angesehen, insbesondere in wichtigen sensorischen Merkmalen, wie Optik, Haptik und Geruch. Um hier gegenzusteuern, wurde bei Seitz in den vergangenen Monaten stark in die Entwicklung von vegetarischen Produkten investiert. Die sollen sich „qualitativ deutlich vom bisherigen Angebot abheben und das zu vergleichbaren Preisen“, so Kerssenbrock. Insbesondere im Private Label will Seitz damit den Markt mit Produkten bereichern, die „höchsten sensorischen Ansprüchen genügen, kaum von Produkten für den menschlichen Verzehr zu unterscheiden sind und damit die Akzeptanz von fleischreduzierten bzw. fleischlosen Alleinfuttermitteln beim Menschen wie auch beim Tier nachhaltig steigern“. Dazu wurde unter anderem im vergangenen Jahr das Team der Produktentwicklung auf sechs Personen aufgestockt. So konnten auch die Vorlaufzeiten für Neuentwicklungen verkürzt werden, ohne die Entwicklung von Innovationen für den Markt aus den Augen zu verlieren.
Auf der Interzoo nun werden verschiedene fleischlose bzw. fleischreduzierte Alleinfuttermittelkonzepte in der Dose angeboten. Auch Insektenproteine sind Teil des Innovationsprogramms, wobei Kerssenbrock skeptisch ist, ob sich dieser Trend in Europa durchsetzen wird: „Die Hundebesitzer müssen sich mit dem Produkt identifizieren können.“
Gently cooked statt Barf
Kritisch betrachtet wird im Hause Seitz auch die Entwicklung des Barf-Segments. Das Angebot von rohem Fleisch bringe Risiken im Handling und der Tiefkühlketten mit sich, auf die vermehrt auch Gesundheitsbehörden aufmerksam werden. „Insbesondere in den USA und in Großbritannien sind daher so genannte Gently-Cooked-Produkte bereits ein großes Thema und können das klassische Barf bald auch hier zumindest sinnvoll ergänzen“, berichtet Kerssenbrock.
Dabei handelt es sich um sanft gekochte, pasteurisierte Produkte, die einen Mittelweg zwischen Dose und Barf darstellen und in gekühlter oder tiefgekühlter Form angeboten werden. Auf der Interzoo wird auch ein Gently Cooked-Konzept im Fokus bei Seitz stehen und soll zunächst ausschließlich als Private Label angeboten werden.
Stichwort Fleischeslust
„Wir glauben an die Wurst“, betont Kerssenbrock. Mit der Marke „Fleischeslust“ ist das Unternehmen Marktführer im Segment Nassfutter in Wurstform und ordnet dieser Gebindeform eine hohe strategische Relevanz in der Seitz-Gruppe zu.
Mitte 2023 wurde der D2C-Onlineshop komplett neu aufgesetzt, seitdem ist ist dessen Anteil am „Fleischeslust“-Gesamtumsatz auf über zehn Prozent gewachsen. Ein wichtiger Aspekt der Gebindeform Wurst ist auch die Nachhaltigkeit, da sie deutlich weniger Müll als eine Dose hinterlässt. In enger Zusammenarbeit mit den Verpackungslieferanten hat Fleischeslust einen Aluminiumfreien Darm entwickelt, der im zweiten Halbjahr 2024 eingeführt wird.
Auf Alternativen zum Fleisch-anteil angesprochen, bezeichnet Kerssenbrock die „Fleischeslust“-Kunden als eine sehr fleisch-orientierte Zielgruppe. Daher hat sich das Unternehmen entschieden das Sortiment behutsam an das Thema Nachhaltigkeit heranzuführen. Im „Meat & Treat“-Sortiment wurde der Fleischanteil auf 60-70 Prozent – je nach Sorte – reduziert, diesen Schritt haben die Shopper in Deutschland und dem Ausland sehr gut angenommen. Der aluminiumfreie Darm im Classic-Sortiment wird ein zweiter Schritt sein.
Gute Aussichten
Im laufenden Jahr nun steht seitens Kerssenbrock die Stärkung der Position seines Unternehmens im Fachhandel sowie der Ausbau der Markenbekanntheit mit einer neuen emotionalen Kommunikationskampagne im Fokus, der auf der Interzoo erstmals sichtbar wird. Auf Produktseite ist eine Optimierung der Alleinfuttermenüs und der Start neuer Sorten auf der Agenda, insbesondere im Bereich Lifestage (für Junior/Senior) und Sensitiv. Und zum Ende des Jahres werden neue Snack-Produkte gebracht. „Darüber hinaus arbeiten wir für die Folgejahre an einem neuen Katzenkonzept“, so Kerssenbrock abschließend.