Als erfahrene Pharmatechnologin weiß Joana Fokuhl, dass Heimtierzubehör oft schädliche Giftstoffe enthält. Da ihre Hündin Jonglierbälle aus Filz über alles liebt, begann sie die Bälle selbst herzustellen. Im Handel habe sie nur wenige garantiert giftfreie Produkte gefunden, sagt sie.
Am Anfang sei ihre Eigenkreation etwas zu fluffig gewesen, erinnert sie sich, aber ganz schnell bekam sie den Dreh raus, feste und gut werfbare Bälle zu entwerfen. Auf Spaziergängen interessierten sich andere Hunde mächtig für ihre Bälle. Nachdem immer mehr Hunde aus ihrer Nachbarschaft ihre Filzbällchen wollten, entstand die Idee zur Gründung der Firma Herz + Hund. Das war 2019.
Inzwischen zählt Fokuhl 40-50 Online- und stationäre Geschäfte zu ihren Kunden. Auch in einzelnen Edeka-Märkten sind ihre Produkte erhältlich. Der weiteste Händler stammt aus Taiwan. Darüber hinaus vertreibt sie ihre Produkte im eigenen Onlineshop.
Die Hundeliebhaberin legt großen Wert darauf, den Handelspartnern eine gute Marge bieten zu können. In den zurückliegenden Jahren konnte sie die Preise im Unterschied zu vielen anderen Zubehöranbietern sogar weitgehend stabil halten, weil sie kaum Ressourcen verbraucht und somit keine steigenden Kosten zu beklagen hatte.
Netzwerk an Schäfern
Für die Herstellung der Zubehörprodukte wird regionale Wolle aus Deutschland verwendet. Fokuhl will einerseits die Transportwege möglichst kurzhalten, andererseits heimische Schäfer unterstützen. Schafhaltung in Deutschland, so sagt sie, sei alles andere als lukrativ, aber für die Landschaftspflege sehr wichtig. „Eine Wiese, die von Schafen abgegrast wird, bietet nachweislich eine riesige Artenvielfalt, was bei maschinell gemähten Flächen nicht der Fall ist“, so Fokuhl. Deshalb nimmt sie Kontakt zu Schäfern auf und schaut sich die Herden und Menschen in der Regel selbst an. Dabei bevorzugt sie Herden, die ein Siegel für kontrolliert biologische Tierhaltung tragen. Auf diese Weise hat sie ein Netzwerk aus zahlreichen Schäfern und auch einigen Hobbyhaltern aufgebaut, von denen sie ihre Wolle bezieht. Zusätzlich beliefern sie zwei bio-zertifizierte Wollkämmereien mit fertig gewaschener und kardierter Wolle. Beim Kardieren wird die gewaschene Schafwolle nicht gefärbt und verbleibt in ihrem natürlichen Farbton Braun. Stattdessen wird sie solange gekämmt, bis alle Fasern parallel zueinander liegen.
Die Herz + Hund-Inhaberin sagt, sie zahle den Schäfern das Vielfache von dem, was der Großhandel ihnen bezahlt. „Eine faire Herstellungskette ist mir wichtig“, sagt sie. Die leistungsgerechte Bezahlung der Wolle mache den Herstellungspreis nur unwesentlich teurer, sei aber für die Schäfer sehr wichtig.
Schub durch TV-Beiträge
Einen großen Schub bekam ihr Unternehmen 2021 durch eine Vorstellung in einer ZDF-Reportage, die ein Jahr später nochmals in Phoenix ausgestrahlt wurde. Danach hatte sie jeweils viele Nachfragen aus dem gesamten Bundesgebiet. Um den Bekanntheitsgrad ihrer Firma zu steigern, ist Fokuhl auch in sozialen Netzwerken aktiv und steht über eine Werbeagentur in Kontakt mit Petfluencern. Meist, so sagt sie, kämen allerdings neue Kunden von sich aus auf sie zu, weil sie auf Google darüber gelesen haben.
„Gesundes, nachhaltiges Hundezubehör ist mir eine Herzensangelegenheit, und ich liebe Hunde“, sagt sie. Ihr Sortiment hat sie kräftig ausgebaut und umfasst neben den Filzbällen auch Zerrtaus, Filzknochen, Halsbänder und Leinen aus Schurwolle, Wollherzen, Wolldecken und als besonders beliebtes Spielzeug den Wuschel, der auch für eine effektive Zahnpflege geeignet ist. Ein kleines Sortiment an Katzenzubehör hat sie ebenfalls in ihr Sortiment aufgenommen. Wie viele Start-ups steht Fokuhl nun vor der Frage, ob sie ihren bisherigen Kurs des langsamen, aber stetigen Wachstums fortsetzen oder einen eher offensiven Wachstumskurs anstreben soll. „Derzeit fahre ich erstmal auf Sicht“, sagt die Herz + Hund-Inhaberin.