1,5 Jahre zurückgeworfen

Digitalisierung durch Corona ausgebremst

(Quelle: Geralt, Pixabay)
14.10.2024

Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung half die Covid-19-Pandemie nicht, die Digitalisierung in Deutschland voranzubringen: Zwar gaben Unternehmen mehr Geld für Technik aus, die Homeoffice und virtuelle Zusammenarbeit ermöglicht. Gleichzeitig gingen jedoch Investitionen in modernste Produktionsmittel ebenso zurück wie solche in modernste Analyse- und Planungstechnologien sowie digital gestütztes Kundenmanagement. Das zeigt die Studie „Digitale Transformation auf Sparflamme: Weniger 4.0-Investitionen in der Pandemie“ auf Basis einer repräsentativen Betriebsbefragung, die gemeinsam vom ZEW Mannheim, dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) und weiteren Forschungseinrichtungen verfasst wurde.

Demnach wurden vor allem größere Vorhaben verschoben oder ganz aufgegeben. „Einerseits halfen diese pandemiebedingten Investitionen den Unternehmen, negative Folgen der Pandemie abzumildern“, erklärt Prof. Melanie Arntz, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ und Ko-Autorin der Studie. „Sie konnten die Homeofficenutzung stärker ausdehnen und nahmen weniger Kurzarbeit in Anspruch. Diese Anpassungsinvestitionen gingen jedoch zu Lasten anderer Technologieinvestitionen, was möglicherweise zum aktuell schwachen Produktivitätswachstum in Deutschland beiträgt.“

So wurde ein Großteil der Investitionen in moderne digitale Technologien vor der Pandemie getätigt, während die Investitionstätigkeit mit der Pandemie insgesamt zurückging, heißt es weiter. Damit habe die Pandemie entgegen der öffentlichen Wahrnehmung keinen Digitalisierungsschub gebracht, sondern die Technologieentwicklung in Deutschland sogar um knapp 1,5 Jahre zurückgeworfen.

Für die Zeit nach der Pandemie prognostiziert Arntz auf Grundlage der Studienergebnisse: „Wir vermuten, dass der unmittelbar nach der Pandemie auftretende Energiepreis- und Unsicherheitsschock wegen des Krieges in der Ukraine in Deutschland dazu beigetragen hat, größere Investitionen auch nach Abklingen der Pandemie weiter aufzuschieben. Für das Produktivitätswachstum in Deutschland und die Erholung der Wirtschaft sind dies keine guten Voraussetzungen.“

Rund 3.000 deutsche Betriebe nahmen an der repräsentativen „Betriebsbefragung IAB-ZEW-Arbeitswelt 4.0“ (BIZA II) teil, die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wurde. Diese vergleicht die Nutzung modernster digitaler Technologien – Produktionsmittel wie sich selbst steuernde Maschinen und Anlagen ebenso erfasst wie etwa Analysetools mit Big Data, Cloud-Computing-Systeme, Kollaborations- und Kommunikationstools sowie Künstliche Intelligenz – in deutschen Betrieben zwischen 2016 und 2021. Dabei wurden Daten bis zur zweiten Befragungswelle bis Juli 2022 erfasst.

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