Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) kritisiert die Äußerungen des Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir in einem Artikel der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Zahlreiche Tageszeitungen berichten ausführlich über den Vorstoß des Grünen-Politikers. Cem Özdemir kündigte darin an, die private Heimtierhaltung bestimmter Tierarten verbieten zu wollen und sich für eine so genannte Positivliste auf EU‐Ebene einzusetzen.
ZZF‐Präsident Norbert Holthenrich hält diesen Vorstoß für falsch: „Eine Positivliste ist nichts anderes als ein grundsätzliches Verbot der Heimtierhaltung." Lediglich für einzelne Tiere auf der Liste gäbe es demnach einen Ausnahmevorbehalt. Norbert Holthenrich betont: „Damit wird der Eindruck vermittelt, dass die Haltung von Heimtieren im Prinzip etwas Schlechtes sei.“ Er führt an, dass persönliche Geschmacksfragen nicht Richtschnur für die Politik sein dürfen. Denn Bundesminister Özdemir hatte in dem Interview suggestiv gefragt: „Warum braucht jemand etwa anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere wie Schlangen oder ein Chamäleon zu Hause? Das habe ich nie verstanden."
Bislang gilt in Deutschland, dass Heimtierhaltung dem Grunde nach erlaubt ist und Ausdruck des in Artikel 2, Absatz 1 des Grundgesetzes geschützten Persönlichkeitsrechts ist. Eine Positiv‐ bzw. Erlaubnisliste, wie von der Politik jetzt gefordert, würde diese Vielfalt behindern und einen radikalen Bruch mit dem bisherigen Verständnis des Zusammenlebens von Menschen mit Heimtieren in Deutschland darstellen. „Es besteht die Gefahr einer willkürlichen Diskriminierung“, führt der ZZF aus.
Eine Positivliste könnte darüber hinaus bedeuten, dass betroffene Heimtierhalter deshalb mit tierschutzrelevanten Konsequenzen auf für sie zwar ungeeignetere, aber erlaubte Tierarten ausweichen. Auch könnte es zu unerwünschten Folgen durch den Erwerb aus unkontrollierten Quellen kommen. Zudem trage die private Tierhaltung und Nachzucht gerade auch von in ihren Biotopen durch Eingriffe des Menschen bedrohten Arten zum Artenschutz bei. „Bislang gibt es keinen Beleg, dass die Einführung einer Positivliste den Tierschutz im Heimtierbereich fördern würde“, fasst der Zentralverband zusammen.