Mit attraktiv aufgemachten Eigenmarken lässt sich das Sortiment bereichern, hier bei Waulewau in Bonn. 
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Private-Label

Das Geschäft mit der Eigenmarke

Produkte unter einer eigenen Marke sind für den Fachhandel eine gute Möglichkeit sich vom Wettbewerb abzugrenzen. Oft  stellen die Produkte auch eine Preisalternative zur Markenindustrie dar. Grund genug, sich das einmal genau anzuschauen.

Die Private-Label-Szene wird von Branchenkennern bereits als Big-Business bezeichnet. Jährlich findet in Amsterdam die Fachmesse der international agierenden Private Label Manufacturers Association (kurz: PLMA) statt. Auf der vergangenen Veranstaltung im Mai kamen über 17.000 Besucher aus über 125 Ländern. Fast 3.000 Aussteller aus 73 Ländern präsentierten auf 43.500 m² Ausstellungsfläche ihre Produkte aus dem Food- und Non-Food-Bereich zahlreicher Branchen. Heimtier spielt dabei naturgemäß eine große Rolle, wie sogar PLMA-Präsidentin Peggy Davies nach der Messe explizit ausführte: „Im Non-Food-Bereich stachen beispielsweise probiotische Reinigungstücher hervor, aber auch ein Aromatherapieprodukt für Heimtiere.“

Die nächste PLMA International World of Private Label Trade Show findet am 20. und 21. Mai statt. Parallel dazu eröffentlicht die PLMA auch Marktzahlen von zahlreichen Märkten Europas. So wird für Deutschland im Bereich Heimtiernahrung ein Marktanteil (Menge) von 60,7 Prozent bzw. 47,1 Prozent im Umsatz ausgewiesen. Katzennahrung alleine hat dabei einen Marktanteil von 59 Prozent (Menge) bzw. 41,1 Prozent (Umsatz). Während hier die Menge im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent gestiegen ist, ist der Umsatz jedoch um 1,5 Prozent zurückgegangen. Hundenahrung kommt auf einen Marktanteil von 64,6 Prozent in der Menge (+0,7 Prozent) und auf 55,1 Prozent im Umsatz (+0,5 Prozent).

Die Eigenmarke im Regal

Produkte unter einer eigenen Marke sind aber bei weitem nicht nur den so genannten Big-Playern der Handelslandschaft vorbehalten. Insbesondere die kleineren und unabhängigen Händler entdecken die Vorteile. So zum Beispiel Peter Fenesi mit seinem Ladengeschäft Samtpfotenherz in Baden-Baden: Vor acht Jahren hat er seine Eigenmarke etabliert. Angeboten werden Nassfutterdosen in drei Größen und in den Varietäten Rind, Wild, Pute, Huhn, Lamm und Pferd für den Hund. Gleiches gilt für Snacks, die händisch nach Ladenschluss abgepackt und etikettiert werden. „Das gesamte Futterportfolio kommt von deutschen Firmen“, betont Fenesi. Die Zusammensetzungen hat er selbst mit den Partnern entwickelt. Mit Erfolg: Zahlreiche Touristen der Kurstadt, die testweise im Urlaub mal die eine oder andere Dose gekauft haben, bestellen bis heute bei ihm.

Private-Label
Bei Jennifer und Michael Hülsberg in Hagen entstand vor sieben Jahren auch das Angebot der Eigenmarke „Hearts Nature“. Rund 1.000 kg werden pro Monat umgesetzt.  (Quelle: Dähne Verlag, Gardemin)

Den Trend begleitend, hat auf der vergangenen Interzoo auch 4cats Heimtierbedarf das Thema Private Label in den Mittelpunkt gestellt, insbesondere mit maßgeschneiderten Schmusespielzeugen für Katzen. „Hochwertig und individuell gefertigt und gefüllt mit den anregenden Aromen von natürlicher Baldrianwurzel oder Katzenminze und Silver-Vine“, wurde seitens 4cats berichtet. 

Ganz ähnlich auch bei dem belgischen Unternehmen Flamingo. Das Unternehmen hat sich aufgrund seiner Marktkenntnis und des breiten Sortiments einen Namen als Private-Label-Experte gemacht. So wird beispielsweise, neben einem Expertenteam am Firmensitz in Belgien, auch ein Private-Label-Team in China beschäftigt, das die Produkte beschafft und deren Direktimport kontrolliert.

Snacks und Nahrung

Insbesondere Snacks sind im Segment des Private Label eine beliebte Kategorie. Darauf spezialisiert hat sich unter anderem auch Kauartikel.com mit Geschäftsführer Philipp André Klever. Der kennt das Geschäft: „Wer Kauartikel erfolgreich vertreiben möchte, der blickt oftmals auf eine lange Lernkurve zurück.“ Auf der letzten Interzoo stand auch die Ansprache von qualitätsbewussten Neukunden mit Wunsch nach individuellen Produktlösungen im Fokus. Mit einer großen Produktpalette wird B2B-Kunden die Möglichkeit geboten, ihre eigene Marke zu entwickeln und sich am Markt mit einem erfahrenen Partner, der sie von Beginn an und während ihres Wachstums begleitet, zu positionieren. „Von der Hausmarke rück – wie zum Beispiel bei der Vafo-Gruppe mit Sitz in Tschechien. Das 1994 gegründete Familienunternehmen feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag und hat insbesondere in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Expansion realisiert. Über 800 Mitarbeiter in sieben europäischen Ländern sind in der Vafo-Gruppe beschäftigt. Mit jährlich mehr als 200.000 t Heimtiernahrung wird ein Umsatz von über 450 Mio. Euro erwirtschaftet. „Brit“, „Carnilove“, „Hau-Hau Champion“ und „Pooch & Mutt“ sind die bekanntesten Marken unter dem Dach der Vafo-Gruppe, neben „Christopherus“, „Planet Pet Society“, Sam’s Field“, „Canvit“, „Profine“, „Prima Dog“ und „Prima Cat“. Sie machen 75 Prozent des Warenumschlags aus, während die übrigen 25 Prozent durch Private-Label-Produkte internationaler Kunden hinzukommen – Tendenz stark steigend.

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Eigenmarken können auch eher einfach verpackt sein und stellen so eine Preisalternative zu Markenprodukten dar. (Quelle: Dähne Verlag, Gardemin)

Blick nach Österreich

In Österreich gibt in punkto Private Label vor allem Austria Pet Food den Ton an. Das Unternehmen setzt seinen Fokus auf exklusive Private-Label-Produkte. Produziert wird Hunde- und Katzennahrung im burgenländischen Pöttelsdorf für internationale Handelsketten und den Fachhandel in ganz Europa und in den USA. Im Februar 2021 wurden die ersten Container mit Hunde- und Katzennahrung in Dosen auf die Reise nach New York verschifft. Damit ist das erst 2012 gegründete Unternehmen weltweit bereits in über 30 Ländern präsent.

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Eigenmarken können auch eher einfach verpackt sein und stellen so eine Preisalternative zu Markenprodukten dar. (Quelle: Dähne Verlag, Gardemin)

Im vergangenen November wurde bekannt, dass Austria Pet Food 40 Mio. Euro in eine Produktionserweiterung investiert. Im Industriegebiet in Pöttelsdorf entsteht dabei eine weitere Produktionslinie für hochwertige Nasstiernahrung in Dosen, die in den nächsten zwei Jahren mehr als 50 neue Arbeitsplätze schaffen soll. Dazu wird auf bestehendem Fabrikgelände eine neue Abfüll- und Verpackungslinie errichtet. Der Ausbau umfasst auch zusätzliche Lager- und Parkflächen für Lkw für ein effizienteres Logistikkonzept. Mit diesem Ausbau will das Unternehmen die Kapazität erweitern „mit dem Ziel, unseren Umsatz bis ins Jahr 2027 mehr als zu verdoppeln“, erklärte Geschäftsführer Bernd Berghofer. Andreas Obermayr, in der Geschäftsführung für Vertrieb und Qualitätssicherung zuständig, ergänzt: „Damit werden wir neben europäischen Supermärkten und Discountern verstärkt auch Kunden im Zoofachhandel und vor allem Online-Händler und E-Commerce Plattformen bedienen und uns noch breiter aufstellen.“ Der Fokus bei den Produkten werde künftig verstärkt auf hochwertigen Paté-/Allmeat-Rezepturen in der Dose liegen, die Fertigungskapazität auf bis zu 90.000 Tonnen steigen.

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