Özdemir ging am Rande der Internationalen Grünen Woche in Berlin in Interviews auf die angespannte Situation der Tierheime ein. Zahlreiche Tageszeitungen berichteten ausführlich darüber. Einen Hauptgrund, dass in Tierheimen derzeit so viele Tiere abgegeben werden, sieht der Bundesminister darin, dass in der Corona-Zeit, aber auch zu Weihnachten Tiere verschenkt würden, „als wären sie eine Hose oder eine Jacke“. Weiter kritisierte der Minister, dass sich manche Halter Tiere zulegen, „die aus meiner Sicht in privaten Haushalten nichts zu suchen haben“. Ausdrücklich nannte er Schlangen und Chamäleons. Özdemir kündigte im gleichen Interview an, sich für eine so genannte Positivliste auf EU‐Ebene einsetzen zu wollen.
Viel Kritik an Özdemir-Vorstoß
ZZF‐Präsident Norbert Holthenrich hält diesen Vorstoß für falsch: „Eine Positivliste ist nichts anderes als ein grundsätzliches Verbot der Heimtierhaltung.“ Lediglich für einzelne Tiere auf der Liste gäbe es demnach einen Ausnahmevorbehalt. Holthenrich betont: „Damit wird der Eindruck vermittelt, dass die Haltung von Heimtieren im Prinzip etwas Schlechtes sei.“ Er führt an, dass persönliche Geschmacksfragen nicht Richtschnur für die Politik sein dürfen. Özdemir hatte in dem Interview in Berlin suggestiv gefragt: „Warum braucht jemand etwa anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere wie Schlangen oder ein Chamäleon zu Hause? Das habe ich nie verstanden.“
Eine Positiv‐ bzw. Erlaubnisliste, wie von der Politik jetzt gefordert, würde, so Holthenrich, einen radikalen Bruch mit dem bisherigen Verständnis des Zusammenlebens von Menschen mit Heimtieren in Deutschland darstellen. „Es besteht die Gefahr einer willkürlichen Diskriminierung“, führt der ZZF-Präsident aus. Eine Positivliste könnte darüber hinaus bedeuten, dass betroffene Heimtierhalter deshalb mit tierschutzrelevanten Konsequenzen auf für sie zwar ungeeignetere, aber erlaubte Tierarten ausweichen. Auch könnte es zu unerwünschten Folgen durch den Erwerb aus unkontrollierten Quellen kommen. Zudem tragen die private Tierhaltung und die Nachzucht gerade auch von Arten, die in ihren Biotopen durch Eingriffe des Menschen bedroht sind, zum…