Hundetrends

So ticken Hundebesitzer

Über Einkaufsgewohnheiten von Hundebesitzern, den Fachhandel und aktuelle Verbrauchertrends sprach pet mit Harald Müller, Senior Consultant Consumer Insights bei The Nielsen Company (NIQ).

Aus Ihrer aktuellen Petfood-Studie (vgl. Seite 8) geht hervor, dass trotz einer anhaltend hohen Inflationsrate die meisten Heimtierhalter in den zurückliegenden Monaten ihre bisherigen Einkaufsgewohnheiten weitgehend beibehalten haben. Stellen Sie in den verschiedenen Altersgruppen Unterschiede beim Umgang mit den Krisenphänomenen fest?

In der Tat zeigen sich je nach Alter deutliche Unterschiede im Umgang mit der Krise. Grundsätzlich kann man sagen, dass die jüngsten Heimtierhalter (18-24 Jahre) am häufigsten Maßnahmen zur Ausgabenkontrolle ergriffen haben – nämlich 85 Prozent von ihnen. Mit zunehmendem Alter sinkt dieser Anteil kontinuierlich, bei den ältesten Heimtierhaltern (über 65 Jahre) sind es nur noch 47 Prozent. Ganz konkret hat fast die Hälfte der Jüngsten zuletzt gelegentlich günstigere Tiernahrungsmarken anstelle der Hauptmarke gekauft, bei den Ältesten war es im Vergleich nur ein Fünftel.

Harald Müller, Senior Consultant Consumer Insights bei The Nielsen Company (NIQ)
Harald Müller, Senior Consultant Consumer Insights bei The Nielsen Company (NIQ)

Rechnen Sie damit, dass Heimtierbesitzer in den nächsten Monaten weiterhin gelassen bleiben, oder gehen Sie davon aus, dass sie ihre Verbrauchsgewohnheiten bei Heimtiernahrung ändern werden?

Anhand der vorliegenden Daten, die auf den eigenen Einschätzungen der Verbraucher basieren, gehen wir davon aus, dass sie auch in den nächsten Monaten eher nicht mengenmäßig einsparen werden. Wenn über 80 Prozent der Heimtierhalter zum Befragungszeitpunkt im Juli angaben, etwa genauso viel Tiernahrung wie vor einem Jahr zu kaufen – und dieser Zeitraum war von den höchsten Inflationsraten geprägt –, dann sollte dieser Trend auch in den kommenden Monaten anhalten, zumal der Höhepunkt der Inflation hinter uns zu liegen scheint. Die Maßnahmen zur Ausgabenkontrolle wollen die Verbraucher in den kommenden Monaten allerdings noch beibehalten, d.h. wertmäßig sind auch weiterhin Einsparungen im Umfang der letzten Monate geplant, etwa durch den Kauf günstigerer Marken oder durch gezielte Wechsel zu günstigeren Einkaufsstätten.

Fast die Hälfte der jüngsten Heimtierhalter hat zuletzt gelegentlich günstigere Tiernahrungsmarken anstelle der Hauptmarke gekauft.

Was können Ihrer Meinung nach Zoofachhandel und Onlinehandel tun, um ihre Kunden in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten noch stärker an sich zu binden?

Als wichtigste Erfolgstreiber für den Handel konnten wir auf Basis der Studie folgende Faktoren identifizieren:  

  • Die Produktauswahl und Sortimentstiefe, verbunden mit der tatsächlichen Verfügbarkeit der vom Verbraucher gewünschten Produkte (dazu zählen auch Produkte für eine gesunde Ernährung sowie innovative Marken/Produkte);
  • Eine App, mit der das Einkaufen Spaß macht;
  • Attraktive Vorteile für registrierte Kunden.

Ein Fokus auf diese Faktoren verspricht mehr Erfolg als zum Beispiel auf Themen wie Convenience (bequemes Einkaufen) oder (noch günstigere) Preise und Promotions.

Gab es in den zurückliegenden Monaten bei Hundefutter eine bestimmte Präferenz der Verbraucher für bestimmte Untersegmente wie Barfen und Snacks, die während der Pandemie noch zu den größten Wachstumstreibern gehörten?

Für Snacks gilt ähnlich wie für Nass- und Trockenfutter: Über 80 Prozent der jeweiligen Käufer geben an, in diesen Kategorien etwa genauso viel wie vor einem Jahr zu kaufen. Beim Thema Barfen sagen dies 63 Prozent der Hundehalter, aber immerhin 25 Prozent haben hier mehr als vor einem Jahr gekauft und nur 9 Prozent weniger. Im Saldo spricht dies für ein mengenmäßiges Wachstum der Kategorie. Zu bedenken bleibt aber, dass die Kategorie Barfen immer noch als Nische betrachtet werden muss: Nur 15 Prozent aller Hundehalter kaufen diese Kategorie. Bei den anderen Kategorien liegen die Vergleichswerteüber 70 Prozent, für Trockenfutter sogar bei 87 Prozent.

Im Saldo ist die Kategorie Barfen offenbar mengenmäßig gewachsen.

In Ihrer Untersuchung fällt auf, dass befragte Heimtierbesitzer, die in den letzten Monaten vor allem online gekauft haben, noch stärker auf bestimmte Qualitätskriterien wie zuckerfreies, sensitives und getreidefreies Futter achten, als Käufer im stationären Handel. Worauf führen Sie dies zurück?

Aus unserer Sicht hat dies mit den Unterschieden zwischen stationärem und Onlinehandel bei der Produktgruppierung zu tun. Im stationären Handel wird diese in der Regel nach Marken- und/oder Preisblöcken gebildet, während das Produktangebot online weniger limitiert bzw. vorstrukturiert ist. Dafür bieten Händler mit Onlineshops auf den Webseiten zumeist vielfältige Such- oder Filterkriterien an, damit Verbraucher aktiv durch Auswahl spezifischer Produktkriterien besser/schneller ans Ziel kommen.

Viele Heimtiernahrungsfirmen wollen mittel- bis langfristig mehr oder weniger von der Rohware Fleisch wegkommen und verstärkt auf andere Proteinquellen wie Gemüse und/oder Insekten setzen. Stellen Sie bei den Verbrauchern eine zunehmende Nachfrage nach diesen bzw. veganen/vegetarischen Hundenahrungsprodukten fest?

Da es für die aktuelle Studie keine Vorläufer bzw. historische Vergleichsdaten gibt, können wir hier keine Aussagen zu Trends treffen. Allerdings kann man zumindest feststellen, dass die Produktkriterien „vegetarisch“ oder „vegan“ von den Heimtierhaltern viel seltener genannt werden – von höchstens 5 Prozent aller Befragten. Kriterien wie „zuckerfrei“ oder „getreidefrei“ werden immerhin von 30-40 Prozent genannt.

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