60 Jahre Egesa-Zookauf, 25+2 Jahre Zooma und 20 Jahre Egesa-Garten, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihren Firmenjubiläen. Sie haben in dieser Zeit viele Veränderungen in der Heimtierbranche mitgemacht. Welche vordringlichen Hauptaufgaben stellen sich aus Ihrer Sicht, um Ihren Partnerbetrieben eine gute Zukunft zu ermöglichen?
Birgit Zelter-Dähnrich: Letztendlich geht es heutzutage einerseits um einige Werte, die auch in den Anfangstagen der Genossenschaft eine große Rolle spielten: Zuverlässigkeit, Solidität und Partnerschaftlichkeit. Daran hat sich nichts geändert und auf diese Grundpfeiler können sich unsere Partner verlassen. Auf der anderen Seite müssen wir mit unserem Leistungsspektrum noch vielseitiger, flexibler und schneller agieren, um für unsere Märkte die zum jeweiligen Zeitpunkt passenden Bausteine bieten zu können. Gerade in der aktuellen Zeit spielen Themen wie die Sortimentsgestaltung, aber auch Möglichkeiten der Optimierung und Einsparmöglichkeiten am POS eine besondere Rolle. Und hier sind wir stets am Puls der Zeit.
Adin Mulaimovic: Am Puls der Zeit zu sein und zu bleiben, das ist unser gemeinsamer Anspruch. Denn es ist in der heutigen Zeit wichtiger als je zuvor, eine marktgerechte und gute Performance zu entwickeln. Wir müssen die bestmöglichen Konzepte und Leistungen entwickeln, um für unsere Kunden die Basis für ihren Erfolg zu schaffen. Unsere Kunden wiederum müssen stark am Kunden und am Markt orientiert sein, damit sich die Endkundin bzw. der Endkunde gut aufgehoben fühlt. Marktnähe und Endkundenorientierung sind das oberste Gebot. Wir haben in den vergangenen Jahren in Bezug auf unsere Konzepte und Leistungen einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht, unter anderem im Bereich der Digitalisierung und des Marketings, aber auch in der Entwicklung neuer Kooperationen und Services rund ums Tier. Dies setzen wir fort, um unsere Partner zukunftsfähig aufzustellen.
Die Heimtierbranche beschäftigt sich im Moment stark mit Themen wie Energieversorgung, Nachhaltigkeit und Lieferfähigkeit. Worauf lesen Sie bei diesen Themen den Fokus?
Adin Mulaimovic: Nachhaltigkeit ist ein vielschichtiges Thema, das wir in vielen Bereichen berücksichtigen und mit Leben füllen. Das fängt bei der Anpassung der Sortimentsgestaltung an, führt über den POS, etwa durch den Einsatz energieeffizienter LED-Beleuchtung, und setzt sich in der Werbung fort. So lassen wir inzwischen alle Print-Veröffentlichungen klimaneutral drucken. Zudem hinterfragen wir jedes Medium, um möglichst effizient und sparsam mit Ressourcen umzugehen, und verlagern einige Impulse in Werbeformen wie Online- oder Social-Media-Marketing. Unsere Aktivitäten im Segment digitaler Messen und Events sind ebenfalls zu nennen. Diese sind wesentlich ressourcensparender als reale Events, so sinnvoll diese in manchen Fällen auch sein mögen. Dennoch muss man alles hinterfragen und auf den Prüfstand stellen. Zu unserer Ausrichtung für die Zukunft gehört auch die Optimierung am Standort der Systemzentrale in Hückeswagen. Wir haben bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, etwa eine Photovoltaik-Anlage, Wallboxen zum Laden elektrisch angetriebener Fahrzeuge sowie eine Veränderung beim Fuhrpark. Der Energieverbrauch in den Gebäuden wird weiter reduziert und optimiert, und wir möchten auch das Einsparpotenzial in Bezug auf E-Mails heben, die ebenfalls einen entsprechenden CO2-Fußabdruck verursachen. Durch dieses Maßnahmenbündel in der Zentrale und vor Ort im Markt ergibt sich ein deutlich nachhaltigeres Wirtschaften – auch wenn wir damit meiner Einschätzung nach erst am Anfang stehen und noch viele Entwicklungsschritte vor uns haben.
Birgit Zelter-Dähnrich: Für den Gartenbereich möchte ich noch ergänzen, dass es momentan auch verstärkt darum gehen muss, bei der Sortimentsgestaltung auf Pflanzen zu setzen, die mit der Wasser- und Energieknappheit zurechtkommen und anpassungsfähig sind. Ebenso gilt dies natürlich für den Heimtierbereich. Sortimente müssen diesbezüglich überprüft und gemeinsam mit der Industrie weiterentwickelt werden. Dies ist in mancherlei Hinsicht alternativlos. Etwa wenn wir an die Auslobung eines hohen Fleischanteils im Futter- oder Snackbereich denken. Gerade im Hundebereich ist dies nicht alternativlos. Und neuartige Ansätze können eine gute Ergänzung des derzeitigen Sortiments mit deutlichem Wachstumspotenzial darstellen.
Betreiber von Bau- und Gartenmärkten denken bereits darüber nach, in der kalten Jahreszeit angesichts der hohen Energiekosten die Öffnungszeiten und -tage zu reduzieren. Gibt es auch bei Ihnen Überlegungen, die in diese Richtung zielen?
Birgit Zelter-Dähnrich: Unsere Empfehlung lautet eindeutig, auf gar keinen Fall Läden zu schließen. Das mag Energie einsparen, auf der anderen Seite verprellen damit die Betreiber sowohl Kunden als auch Mitarbeiter. Es muss doch im Interesse der Inhaber liegen, Mitarbeiterbindung zu betreiben. Andernfalls würde man sich ein neues Problem für die Zukunft schaffen, das den derzeitigen Personalmangel noch auf die Spitze treiben würde. Man sollte aus unserer Sicht eher darüber nachdenken Energie einzusparen, Temperaturen anzupassen und zugleich neue Wege zu gehen. So können frequenzschwache Zeiträume dafür genutzt werden, mit den Mitarbeitern neue Ideen und Konzepte zu entwickeln und umzusetzen oder Abteilungen umzugestalten.
Krisenzeiten sind zumeist Hochzeiten der Discounter und des Onlinehandels. Wie stellen Sie Ihre Geschäftspartner im Zoofachhandel vor diesem Hintergrund auf?
Adin Mulaimovic: Unsere Konzeptpartner müssen Services bereithalten, um Neukunden zu gewinnen und die Kundenbindung zu verbessern. Hier haben wir mit unserem Konzept des Tierfachkompetenzzentrums sehr gute Erfahrungen gemacht. Denn damit entwickeln wir Zookauf-Fachgeschäfte zu ganzheitlichen Anbietern, die neben der Ware und einer kompetenten Beratung im Verbund mit Kooperationspartnern vor Ort auch viele zusätzliche Dienstleistungen bereithalten. Dieser Netzwerkgedanke kam nicht nur in Pandemiezeiten sehr gut an. Und der Einkauf verbindet sich mit positiven Emotionen und Erlebnissen. Dies hilft bei einer Differenzierung vom Wettbewerb – gerade, wenn ich nicht immer der günstigste Anbieter sein kann bzw. dies wirtschaftlich nicht rentabel ist.
Birgit Zelter-Dähnrich: Das ist genau der richtige Ansatz. Hinzu kommen Empfehlungen unsererseits, wie sich ganz unkompliziert und ohne Aufwand laufende Betriebskosten vor Ort optimieren lassen und Einsparungen möglich sind. Wir haben ein großes Portfolio an Dienstleistern, die in Bereichen wie Energie, Versicherungen, Beleuchtungskonzepten oder Fuhrpark attraktive Konditionen bieten, von denen unsere Partner profitieren. Und hier haben wir in den vergangenen Monaten eine permanent steigende Nachfrage und zahlreiche Erfolge in Bezug auf Einsparpotenziale vermelden können.
Sie veranstalten digitale Hausmessen und haben mit Zookauf Inside eine digitale Plattform geschaffen. Wie nehmen Ihre Partnerbetriebe diese digitalen Angebote an?
Adin Mulaimovic: Die regelmäßigen Schulungen, die dort stattfinden, werden gut angenommen. Unsere Mitarbeiter nutzen die Plattform im Alltag, in der Kundenbetreuung, aber auch um neue Dienstleistungen vorzustellen. Auch Neukundengespräche werden über die Plattform geführt, denn dort ist alles hinterlegt und wird stets auf den neuesten Stand gebracht. Nach einer Zeit der Eingewöhnung können wir inzwischen sagen, dass sich die Investition auf jeden Fall ausgezahlt hat und unsere Kunden diesen Weg mitgehen. Das sorgt für eine deutlich intensivere Betreuung, einen schnelleren Informationstransfer und spart zugleich auf allen Seiten Zeit, Geld und Ressourcen ein.
Birgit Zelter-Dähnrich: Auch im kommenden Jahr möchten wir diese Aktivitäten deshalb fortsetzen. Zusätzlich werden wir in unserer Town Hall in Gießen eine Veranstaltungsreihe für unsere Konzeptpartner und die Industrie durchführen. Dieser Mix ist aus unserer Sicht ganzheitlich und ermöglicht sowohl persönliche, reale Kontakte als auch den inhaltlich intensiven und zeitlich optimalen Austausch.
Im November 2020 haben Sie in Linden einen neuen Mustermarkt eröffnet. Wie hat sich der Markt entwickelt? Haben Sie seitdem weitere neue Ideen auf der Verkaufsfläche umgesetzt?
Adin Mulaimovic: Der Markt an sich hat sich wirklich positiv entwickelt und ist zur festen Adresse in der Region geworden. Wir haben viele Kunden gewinnen können, und die Zahl der Stammkunden hat sich permanent erhöht. Wie vielen anderen auch, so machte uns der Mangel an geeignetem Personal in den Monaten nach der Neueröffnung mitunter zu schaffen. Dieses Problem haben wir inzwischen zum Glück gelöst, so dass wir nun in die Umsetzung neuer Aktivitäten wie Aktionstage im Markt gehen können.
Birgit Zelter-Dähnrich: Ganz wichtig sind aus meiner Sicht auch die Kooperationen vor Ort, etwa mit Tierheimen, Initiativen und Dienstleistern. Diese haben wir in den vergangenen Monaten stark ausgebaut. Und dies wird auch ein wichtiger Baustein für die kommende Zeit sein.
Wie werden sich Ihre Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln?
Birgit Zelter-Dähnrich: Wir sind für die Zukunft gut positioniert und werden auch Geschäftsfelder in den Blick nehmen, die nicht in das Kerngebiet unserer bisherigen Aktivitäten gehörten. Unsere neue Town Hall ist ein gutes Beispiel dafür. Dieser Meeting Point für Lieferanten und Kunden wird bereits wenige Monate nach seiner Einweihung bestens angenommen. Das zeigt, wie flexibel wir denken und handeln müssen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir aufgrund dieses agilen Handelns unsere Wettbewerbsposition nicht nur behaupten, sondern auch deutlich ausbauen werden.
Adin Mulaimovic: Auch wenn die Zeiten herausfordernd sind, so sind wir gut vorbereitet. Und wir ruhen uns nie auf einem Status quo aus, sondern entwickeln uns permanent weiter. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern setzen wir unsere Vorstellung eines Zoofachgeschäfts der Zukunft in die Tat um. Und das Schritt für Schritt, bodenständig und realistisch, wie man es von uns gewohnt ist. Durch unsere konzeptionelle Weiterentwicklung haben sich in den vergangenen Jahren viele Türen geöffnet und neue Chancen ergeben. Und den eingeschlagenen Weg werden wir konsequent fortsetzen. Im Sinne unserer Fachhandelskunden und der Kunden, die sie am POS beraten und bedienen. Dementsprechend blicken wir optimistisch in die Zukunft.