Die neuen Empfehlungen der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) zur Unterbringung von Kaninchen stoßen im Zoofachhandel auf scharfe Kritik, vor allem die geforderte Dauerhaltung von zwei Kaninchen auf einer Grundfläche von mindestens 6 m2. Können Sie den Ärger Ihrer Berufskollegen nachvollziehen?
Ja, wir üben ebenfalls Kritik an dem Merkblatt. Tierwohl hängt unserer Meinung nach nicht nur von einzelnen Faktoren wie der Größe des Geheges ab, und es gibt sicher mehrere Möglichkeiten, eine private Haltung so zu gestalten, dass das Tierwohl gewährleistet werden kann. Wir haben auf dem ZZF-Symposium* auch von Seiten einiger Tierärzte sowie von einigen Referenten kritische Anmerkungen gehört.
Rechnen Sie damit, dass die Veterinärbehörden sich künftig bei der Kontrolle des Zoofachhandels an den neuen TVT-Empfehlungen für die Kaninchenhaltung orientieren werden?
Nein, denn das Merkblatt ist für Kaninchenhalter, nicht für den Zoofachhandel. Generell gilt für alle Arten von Merkblättern/Checklisten: Sie sind nicht rechtsverbindlich für Amtstierärzte. Es bleibt jedem Amtstierarzt überlassen, an welchen Merkblättern er sich orientiert. Amtstierärzte sind angehalten, auf der Grundlage selbst erworbener Kenntnisse eine Tierhaltung zu beurteilen.
Die TVT beruft sich in ihrem Merkblatt auf wissenschaftliche Erkenntnisse und distanziert sich von ihren bisherigen Merkblatt-Empfehlungen. Ist diese Sichtänderung, was die gewandelten Haltungsbedürfnisse der Kaninchen betrifft, für Sie sachlich nachvollziehbar?
Wir setzen uns derzeit mit den vorhandenen wissenschaftlichen Studien und Veröffentlichungen zu diesem Thema auseinander. Erleichtert hätte uns dies, wenn es eine Angabe wissenschaftlicher Quellen im Merkblatt gegeben hätte, aber die wurde entweder vergessen oder ist nicht vorhanden. Auf unserem Symposium haben die Referenten zudem einige Aspekte vorgetragen, die in der TVT-Checkliste anders dargestellt werden oder nicht berücksichtigt sind.Beispielsweise empfahl auf dem Symposium Prof. Dr. Petra Wolf, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik an der Universität Rostock, Heu und Frischfutter unbedingt durch Mischfutter zu ergänzen, um eine ausreichende Mineralstoffversorgung zu gewährleisten. Das TVT-Merkblatt zitiert zwar Prof. Dr. Wolf, jedoch unvollständig und damit falsch sowie ohne sie als Quelle anzugeben.In anderen Vorträgen und in der Podiumsdiskussion wurde anhand von Einzelbeispielen deutlich, dass das Graben der Bedürfnisbefriedigung dient, aber…