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Hightech als Käuferbremse?

Der bekannte Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg beschreibt ab dieser pet-Ausgabe in einer regelmäßig erscheinenden Kolumne, wo Tierfreunde und Heimtierhalter der Schuh drückt. Dem Zoofachhandel will er damit interessante Anregungen geben
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Ach, was waren das für Zeiten! Meine Eltern schenkten mir einst das heiß ersehnte Aquarium: Ein 60 Liter Vollglasbecken mit Leitungswasser und zwei Schleierschwänzen gefüllt. Aus der Lehmkuhle in der Nachbarschaft kam meine Käscherbeute dazu: Eine kleine Karausche, zwei Stichlinge und irgendwann die Larve des Gelbrandkäfers, die den Fischbesatz leider auf Null stellte. Das Fenster lieferte Licht, die Algen wurden abgekratzt, Schnecken abgesammelt und das Wasser ab und an erneuert. Seitdem bezeichne ich mich als Aquarianer .... Später, im Berufsleben, ging es wieder los. Da wurde ein 120-Liter-Becken mit Eheim-Filter, Abdeckung, Beleuchtung und ein Heizgerät plus Thermometer gekauft. Als Fische wählte ich erst Guppys, dann kamen Sumatrabarben dazu, die den Guppys prompt die Schwänze abfraßen, auch ein paar Neons und ein Feuerschwanz. Das ging so etwa zwölf Jahre lang, prinzipiell kam ich zurecht und freute mich an dem Stück Natur im Heim. Heute würde ich es wohl wieder mit der Aquaristik versuchen, doch fehlt es mir an Mut und Fachkenntnis. Ich habe Veterinärmedizin studiert, dabei ein bisschen Chemie und Physik, doch das reicht ja heutzutage nicht mehr aus, um mit einem versierten Zoofachhändler ein Gespräch zu führen. Kohlensäure als Pflanzennahrung, Sauerstoff für die Fische, spezielle Wasserwerte je nach Fischart (Ja, ja, ist bestimmt berechtigt!), raffinierte Beleuchtungsprogramme mit Dämmerungseffekt, Wasseraufbereitung physikalisch oder chemisch – dazu noch möglicher Ärger mit Tierfreunden, wenn deren Gefühle verletzt werden (Welche Erziehungsmaßnahmen bei Kannibalismus?). Vom Meerwasserbecken nicht zu reden. Nein, dem bin ich nicht gewachsen und esse lieber einmal in der Woche Fisch, ehe ich ein solches Hightech-Gerät mit psychologischem Background betreibe! Im Ernst, wie muss sich der harmlose Tierfreund vorkommen, der ein unkompliziertes Aquarium will und im gut sortierten Fachhandel vor den Regalen steht? Kann das die Lösung sein? „Kugelaquarium“ der Versandfirma Pro-Idee, 60 Liter Acrylglaskugel, keine störenden Schläuche, Filtersystem integriert, stimmungsvolle Beleuchtung, monatelang kristallklares Wasser, nur alle sechs bis acht Wochen Filterpatrone auswechseln und, und, und ... für 199 E (www.proidee.de). Und wenn Sie schon im Internet sind, vom gleichen Lieferanten die „Ecosphere“, ein in sich geschlossenes System aus Wasser, Kleinkrebsen und Grünalgen – funktioniert angeblich ohne jeglichen Service rund fünf Jahre. Bitte nicht, denn ohne…
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