2000, Nr. 5, S. 98 Meinung Umstrittener "Spiegel"-Artikel "Alarmzeichen für die Branche" Scharfe Kritik übt Gregor Beckmann von der Firma amtra-Aquaristik, an einem im März erschienenen "Spiegel"-Artikel über die Aquaristik Unter dem Titel "Giftattacken im Korallenriff" veröffentlichte das Magazin "Der Spiegel" in Ausgabe 10/00 einen Beitrag zur Situation des Zierfischfangs und der Haltung von Aquarienfischen (wir berichteten bereits in pet 4/00). Anlass zur Besorgnis ist, dass die Aussagen in undifferenzierter und oberflächlicher Weise das Hobby der Aquaristik pauschal verunglimpfen. Wenn eine Massenpublikation durch unverantwortlichen, unkritischen Journalismus versucht, die Sensibilität der Bevölkerung für Themen des Tierschutzes auszunutzen, dann muss dies ein Alarmzeichen für alle Beteiligten der Branche von der Industrie bis zum Fachhandel sein. "Aquaristik pauschal und undifferenziert verunglimpft", Gregor Beckmann sieht in zitiertem "Spiegel"-Bericht Anlass zur Besorgnis. Das Zahlenmaterial, das der Artikel aufweist, hält selbst einfachsten Überprüfungen nicht stand. Obwohl der Artikel in der Rubrik "Wissenschaft" veröffentlicht wurde, entstammt er offensichtlich nicht wissenschaftlichen und damit nachprüfbaren Quellen, sondern Schätzungen von sogenannten "Tierfreunden". Wenn 80 Millionen Zierfische in deutschen Aquarien schwimmen und die eine durchschnittliche Lebenserwartung von drei Monaten haben, so verbrauchten die deutschen Aquarianer pro Jahr 320 Millionen Zierfische. Stimmt die Aussage am Ende des Artikels, daß nur ein Prozent der Zierfische die Transportprozedur zum Aquarienbesitzer überlebt, so bedeutet das die absurde Zahl von 3,2 Millionen Individuen, die alljährlich nach Deutschland importiert werden. Das reicht aber noch nicht, denn ein großer Teil der importierten Fische wird, was wir aus dem Artikel leider nicht erfahren - wie wir überhaupt über den weltweiten Tierhandel völlig im unklaren gelassen werden -, wieder exportiert. Da diese Tiere per Luftfracht importiert werden, kann man weiter rechnen. Selbst wenn alle Zierfische als winzige Individuen von drei cm Länge importiert würden, kann man nicht mehr als 400 Tiere in eine Transportbox packen. Das bedeutet also 80 Millionen Importboxen pro Jahr per Luftfracht nach Deutschland, das sind täglich ca. 220.000 importierte Boxen mit Zierfischen bei einer Sieben-Tage-Woche. Wie sich eine solche Materialschlacht bei den suggerierten Verlustraten…