Problematisch für die Messeleitung um Geschäftsführer Ralph-Michael Hohenstein war neben dem Wetter vor allem, dass die Terraristik fast nicht stattfand: Aufgrund ungewöhnlich hoher Auflagen seitens des Veterinäramts in Ulm gab es keine Reptilien. „Den Ärger der Besucher darüber kann ich voll verstehen“, gestand Hohenstein. Für eine Fortführung bekräftigte er, dass „bei dem Namen klar sein muss, dass Reptilien kommen dürfen“.
Knapp über 4.000 Besucher waren dem Ruf der Messe trotz Schneechaos nach dem Umzug von Sindelfingen nach Ulm aber doch gefolgt. „Natürlich kommt diese Zahl nicht annähernd an die gewohnten Sindelfinger Zahlen heran, ist aber in Anbetracht einiger widriger Umstände vielleicht doch nicht ganz so schlecht“, meinte auch Projektleiterin Manuela Schabla. Obwohl einige renommierte Hersteller nicht vor Ort waren, fand Michael Degen, Geschäftsführer von Tropical Deutschland, die Veranstaltung „auf alle Fälle gut, auch wenn uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat“. Die Stände hätten aber eine sehr hohe Qualität und nach der langen Corona-Auszeit müsse man der Fisch & Reptil unbedingt noch eine zweite Chance geben.
Der Zuspruch bei der Aqua-Fisch in Friedrichshafen sei nach der Pandemiepause ja auch noch nicht wieder auf dem alten Niveau gewesen. „Ich habe mit einigen Kollegen gesprochen, und alle wollen wiederkommen, falls es nochmal stattfindet“, berichtete Degen „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, aber der Werbeeffekt lohnt auf jeden Fall.“
Nicht zufrieden
Martin Beckwermert, nationaler Vertriebsleiter bei Oase, war über die Messe nicht erfreut. Oase war auf der Messe in Ulm mit Partner und Kunde Zoo & Co Göppingen vertreten. „Zufrieden waren wir – wie die anderen Aussteller und auch die Besucher – nicht.“ Nur eine Halle, also eine recht schwache Beteiligung und zu wenige Besucher, zählte der Handelsfachwirt im Nachgang der Messe auf. Das parallel einsetzende Schneechaos habe sicher dazu beigetragen, „war aber nicht allein verantwortlich“. Gleichwohl begrüße Oase solche Endkunden-Events, „weil wir dort – zusammen mit dem Handel – ganz nah am Markt sein können und weil wir damit auch gemeinsam als Branche Markt machen. Wir waren auf der Aqua-Expo in Dortmund, mit der wir sehr zufrieden waren, und planen auch, zusammen mit einen Partner, auf der Aqua-Fisch dabei zu sein.“
Positiver gestimmt zeigte sich Eheim-Geschäftsführer Ibrahim Mefire Kouotou, dessen Unternehmen mit einem großen Stand vertreten war: „Die Fisch & Reptil in Ulm war für uns eine erfolgreiche Messe, besonders in der Zusammenarbeit mit unserem Partner Aquaristik Pascal aus Konstanz.“
JBL hatte einen kleinen Stand zusammen mit Aussteller Sebastian Speißer von Zoo & Co Kirchheim und Göppingen. „Die Fisch & Reptil in Ulm war eine schöne, wenn auch, im Vergleich zu früher in Sindelfingen, überschaubare Messe, bei der ich durchaus Entwicklungspotenzial sehe“, zog Key Account Regional Manager Elias Kröhn ein Fazit. „Wir haben uns jedoch, genauso wie unser Aussteller, insgesamt mehr von dieser Messe erhofft. Dieser plant vorerst nicht, wieder an der Fisch & Reptil in Ulm teilzunehmen.“ Eine JBL-Teilnahme mit einem anderen Partner schließt Kröhn jedoch nicht aus.
Auch Händler Daniel Birnbaum von Aqua Birne aus Altheim (Alb) fand es eine „schöne kleine Messe mit viel Potenzial“. Fast alle großen Firmen hätten sich gegenseitig ergänzt. „Mein Team und ich hatten viele tolle Gespräche mit interessierten Kunden.“ Es sei schade, dass es keine Reptilien gegeben habe, aber sein Fazit: „2024 gerne wieder!“
„Halle hat Potenzial“
„Für das Wetter kann ja keiner etwas“, gab Iris Müller von Müller Aquarienschränke und -Aquaristikzubehör aus Kißlegg zu bedenken. Sie hofft jedenfalls, dass die Messeleitung die Fisch & Reptil ins Laufen bekomme. Die Halle habe Potenzial mit diesem Umfeld und dem günstigen sowie nahen Parken.“ Sie ist, so sagt sie, mit ihrem Ehemann Roland Müller im kommenden Jahr „wahrscheinlich wieder dabei“. „Der Schnee hat uns bestimmt 50 Prozent Besucher gekostet“, pflichtete Andreas Christmann bei, Inhaber vom Koi-Zentrum Südwest aus Ramstein. „Das haben wir in Sindelfingen auch einmal genauso schlimm erlebt.“ Auch er ist zufrieden: „Neuer Standort, Neustart nach Corona und das Wetter – natürlich kann es nicht eins zu eins wie in Sindelfingen losgehen.“
Das Vortragsprogramm – wie gewohnt in den Bereichen Meerwasser, Süßwasser und Terraristik – erfreute sich jedenfalls – ebenso wie die Börse – großer Beliebtheit. Bei manchem Vortrag reichten die Sitzplätze nicht aus. Die Vertreter von Dachverbänden wie VDA und AKWB waren zufrieden mit ihren Kontakten zu regionalen Vereinen und an der Aquaristik Interessierten. Ob und wie es mit der Fisch & Reptil weitergeht, will die Messegesellschaft bis zum Frühjahr entscheiden.
Text & Fotos: Mengedoht