Die fetten Jahre sind vorbei

Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten, aber nach wie vor ein hohes Qualitätsbewusstsein: so beschreiben führende Lieferanten des Schweizer Zoofachhandels die derzeitige Marktsituation.

Mit 1,3 Prozent war die Inflationsrate in der Schweiz im Juli nahezu halb so hoch wie in der Europäischen Union. Dennoch ist das Verkaufsverhalten vieler Schweizer von Zurückhaltung geprägt. Die Zeiten der hohen Umsatzzuwächse, wie sie während der Pandemie zu beobachten waren, sind vorbei. Darüber sind sich alle, von pet befragten Lieferanten des Schweizer Zoofachhandels einig.  

Ähnlich wie in anderen europäischen Ländern ist das Zubehörsegment von diesem Trend stärker als der Futterbereich betroffen. „Kaufzurückhaltung spüren wir vor allem in höherpreisigen Produktkategorien, unter anderem bei Kratzbäumen, großen Kissen und Autotransportboxen“, sagt Boy Tadsen, Vertriebsleiter Großhandel Export bei Trixie Heimtierbedarf. Ähnlich verhält es sich nach Aussage von Simon Gierlings, Leiter Vertrieb und Marketing sowie Prokurist bei Sera, in der Aquaristik: „Der Trend zu größeren und teureren Aquarien scheint vorerst etwas gestoppt zu sein. Diese Entwicklung ist vergleichbar mit anderen europäischen Märkten.“

Umsatzplus bei Verbrauchsartikeln

Besser läuft es beim Futter. Markus Baldus, Geschäftsführer Marketing & Sales International bei Vitakraft, verweist auf Nielsen-Zahlen, wonach das Unternehmen in den Kategorien Hunde- und Katzensnacks im zurückliegenden Jahr ein hohes zweistelliges Umsatzwachstum verbuchte. „Diese sehr positive Entwicklung konnten wir auch in diesem Jahr, vor allem bei Katzensnacks, aber auch bei unserem Hauptfutter ‚Poésie‘ fortschreiben“, sagt Baldus. In den Tiergruppen Nager und Vogel sei die Entwicklung wie schon vor der Corona-Pandemie „verhalten“ verlaufen. Auch Trixie verzeichnet bei Snacks leichtes Wachstum. „Eine positive Entwicklung“ stellt die Firma Sera bei ihrem Futter für Zier- und Teichfische fest. Maßgeblich führt das Unternehmen diesen Trend auf das während der Interzoo präsentierte Rebranding und die Einführung neuer Teichfutterartikel zurück, die, so Gierlings, auch in der Schweiz sehr gut ankommen.  

JRS Petcare schloss das vergangene Jahr mit einem leichten Umsatzplus ab und verzeichnete eine gestiegene Nachfrage nach nachhaltiger und hochwertiger Heimtier-Einstreu. Die Entwicklung im bisherigen Verlauf dieses Jahres bewertet Silvia Erbrich, Head of Marketing im Unternehmen, als stabil. Ihrer Ansicht nach gibt es in der Schweiz bei Verbrauchsartikeln wie Heimtier-Einstreu keine Kaufzurückhaltung. Ein Indiz ist für sie die sehr gute Entwicklung der im Premium-Preissegment angesiedelten Marke „Cat‘s Best“, die im schwierigen Wettbewerbsumfeld sogar Marktanteile gewinnen konnte. Für Erbrich sind die Schweizer Kunden sehr qualitätsbewusst. „Mit den funktionalen Eigenschaften unserer Markenprodukte von ‚Cat´s Best‘ haben wir in vielerlei Hinsicht die Nase vorn gegenüber vermeintlich günstigeren mineralischen Katzenstreuprodukten.“ Entsprechend positiv entwickele sich das Schweizer Geschäft von JRS Petcare schon seit vielen Jahren.

Neue Produkte für die Schweiz

Was planen die befragten Lieferanten bis Jahresende? Vitakraft verweist auf „Vitakraft Drink“ und „Cat Liquid Leberwurst“ – zwei, so Baldus, weitere „potenzialstarke Produkte im wachsenden Segment der Flüssigsnacks“. Ferner bringt Vitakraft neue Varianten bei den Kundesnacks auf den Markt, zum Beispiel Kauprodukte im Dentalbereich. Trixie nennt die über 1.000 Produktneuheiten, die das Unternehmen auf der Interzoo vorgestellt hat und in allen Exportmärkten eingeführt werden. Im Oktober sollen dann weltweit noch einige saisonale Neuheiten auf den Markt gebracht werden. JRS Petcare plant im vierten Quartal die Einführung einer neuartigen Katzenstreu unter der neuen Marke „Joe’s Cat“ in Deutschland und in der Schweiz.  Dabei handelt es sich um eine klumpende Katzenstreu auf der Basis von Holz und Altpapier. Erbrich: „Dieses Produkt spiegelt unser ökologisches Engagement wider und bietet eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Streuarten. Dies dürfte besonders bei den umweltbewussten Schweizer Konsumenten Anklang finden.“

Sera habe, so beschreibt Gierlings, zusammen mit seinem Partner Plantex erheblich in den Schweizer Markt investiert, um Arzneimittel zu registrieren. „Diese Registrierung ist kostspielig und zeitaufwändig, aber unerlässlich, um eine artgerechte Aquaristik in der Schweiz weiterhin zu ermöglichen. Ohne geeignete Arzneimittel ist eine artgerechte Haltung von Aquarienbewohnern nicht möglich“, sagt der Manager. Schon in Kürze will Sera wieder Arzneimittel in die Schweiz liefern. Ein weiteres Fokusthema für die kommenden Monate sei die Einführung der auf der Interzoo vorgestellten Aquaristikfuttermittel im neuen Layout. „Auch hierfür zeichnet sich eine große Nachfrage ab“, so Gierlings.

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