Herzlichen Glückwunsch zu 20 Jahre Zoo & Co.! Auch wenn Sie nur einen Teil dieser langen Zeit aktiv miterlebt haben: Wie fällt Ihre Bilanz aus zwei Jahrzehnten aus?
Peter Pohl: Vielen Dank für die Glückwünsche zu unserem Jubiläum. Die Entwicklung im letzten Jahrzehnt war sicherlich richtungsweisend für Zoo & Co. Trotz eines stark zugenommenen Wettbewerbs durch den Onlinehandel konnten unsere stationären Händler ihre Flächenproduktivität steigern und ihre Marktstellung ausbauen. Dies war nur möglich, weil wir frühzeitig Emotionalität und Digitalisierung in den Fokus unserer Aktivitäten gestellt haben. In der emotionalen Ansprache der Kunden sind wir heute der führende Anbieter. Mit einem modernen Ladenbau, Online-Auftritt und über zehn neu entwickelten Eigenmarken, die den Kunden vielfältig und gefühlvoll ansprechen, können unsere Partner heute Erfolge feiern.
Auch waren wir mit Zoo & Co. die ersten, die die Digitalisierung durch ein zentrales Warenwirtschaftssystem mit regionalen Steuerungsmöglichkeiten, für das wir übrigens einen europäischen Preis erhalten haben, anbieten. In Verbindung mit einem echten Cross-Channel-Onlineshop und einer Kundenkarte. Noch heute sind wir hiermit einzigartig, kein anderer Anbieter kann mit so unterschiedlichen Multi-Channel-Funktionalitäten gegenüber dem Kunden punkten.
Ein weltweiter Einkauf, kundenorientierte Sortimentsmodule und ein neu erschaffenes Zentrallager im letzten Jahrzehnt runden unser Leistungsportfolio gegenüber unseren Partnern ab. Wir sind heute leistungsfähiger, digitalisierter und moderner als je zuvor und sehen für Zoo & Co. und deren Partner erfolgreiche Jahre vor uns liegen.
Die Standorte von Zoo & Co., wie auch der gesamte Heimtiermarkt, haben im Corona-Jahr 2020 hohe Umsatzzuwächse erzielen können. Hielt dieser Aufschwung in der ersten Hälfte dieses Jahres an? Und welche Warengruppen haben sich bei Ihnen gut entwickelt, welche nicht ganz so gut?
Ursula Lindl: Die Nachfrage war auch im ersten Halbjahr unverändert positiv, allerdings zeigt sich jetzt, dass die Kunden ihre wiedererlangte Reisefreiheit genießen wollen, was den Wunsch nach einem Tier verringert. Am meisten aber haben wir mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, d.h. die deutlich gestiegene Nachfrage im Bereich Futter wie auch Aquaristik führt zu leeren Regalen. Erfolgreich entwickelt hat sich auch der Non-Food-Bereich mit einem Trend zu höherwertiger Ausstattung (wie Pflege, Bettchen, Käfige).
Wirtschaftsexperten empfehlen speziell mittelständischen Unternehmen, nach der Pandemie ihre Prozesse zu digitalisieren und innovativer zu werden. Fühlen Sie sich angesprochen?
Ursula Lindl: Das haben wir auch schon vor der Pandemie auf unserer Agenda gehabt. Seit beinahe zehn Jahren gibt es bei Zoo & Co. einen zentralen Onlineshop. Er ist Bestandteil unserer Multi-Channel-Strategie und ermöglicht den Partnern und Kunden z.B. Click und Collect. Was unsere internen digitalen Bestellprozesse oder regelmäßigen Abverkaufs-Reportings betrifft, waren diese auch schon vor Corona digitalisiert. Ebenso wie unsere Marketingmaßnahmen, die aus einem breiten digitalen Mix aus Newslettern, Social-Media-Aktivitäten, Kundenkarten-App, digitalen Rubbel-Losaktionen etc. bestehen.
Peter Pohl: Die Sagaflor hat durch die Vernetzung ihrer Warenwirtschaft, des Onlineshops, der Kundenkarte und der Zoo & Co.-App die Voraussetzungen für ein digitales Arbeiten geschaffen. Nun steht es an, zusammen mit Künstlicher Intelligenz die gewonnenen Informationen gewinnbringend einzusetzen.
In den zurückliegenden Jahren haben immer wieder Zoo & Co.-Partnerbetriebe Ihr Franchisesystem verlassen und sich zumeist Fressnapf angeschlossen. Wie wollen Sie sich gegen weitere Abgänge wappnen?
Ursula Lindl: Wir haben eine liberal gelebte Unternehmerpartnerschaft. Diese ermöglicht, dass ein Partner wechseln kann, wenn er Gründe dafür hat. In anderen Systemen ist das kaum mehr möglich, die Hintertüren wurden verschlossen. Ausschließen können wir diese also auch künftig nicht. Grundsätzlich wollen und müssen wir unsere Partner mit Leistung überzeugen, umso besser, wenn uns diese selbst von den Partnern bescheinigt wird, die gewechselt haben.
Wie schätzen Sie die derzeitige Stimmung bei Zoo & Co. ein?
Ursula Lindl: Wir befragen unsere Partner regelmäßig und lassen unsere Angebote und Mitarbeiterleistungen bewerten. Aus der Befragung im Frühjahr gibt es durchweg positive Rückmeldungen. Zudem sind wir regelmäßig und intensiv mit unseren Fachbeiräten Zoo & Co. und Tier Total im Austausch, und unser Außendienst ist täglich bei den Partnern vor Ort. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Dazu trägt auch die gute Umsatzentwicklung bei. Und im September treffen wir hoffentlich alle unsere Partner auf der Messe und zu den Vollversammlungen. Wir sind sehr engagiert, um den ersehnten Austausch untereinander sowie das persönliche Kennenlernen mit unserer neuen Mannschaft zu ermöglichen – einer unserer vielen Beiträge, damit unsere Partner auch weiterhin eine gute Stimmung haben werden.
Sie haben in den zurückliegenden Wochen einige personelle Weichenstellungen für die Zukunft getroffen und wollen mit dem Motto „Die Vergangenheit ist unser Sprungbrett in eine erfolgreiche Zukunft“ ins kommende Jahrzehnt von Zoo & Co. starten. Was soll künftig anders werden?
Ursula Lindl: Wir führen einen regen Austausch mit den Beiräten über unsere Entwicklung. Dabei gibt es drei Schwerpunkte/Ziele: Wachstum, Professionalisierung und Profilierung. Daraus haben wir einen umfangreichen Maßnahmenkatalog definiert und stellen diesen gerade unseren Gremien in persönlichen Sitzungen vor. Mit der neuen Führungsmannschaft starten wir in deren Umsetzung. Wir werden nicht anders werden, sondern wir wollen uns weiterentwickeln, dazu haben wir die Organisation neu strukturiert. Diese Veränderungen setzen positive Energien frei, die wir für die Weiterentwicklung brauchen. Und unser Jubiläum ist der Anlass, die Vergangenheit zu feiern, aber auch, die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Welche Ziele haben Sie sich für die kommenden Monate gesetzt?
Ursula Lindl: Die neuen Kollegen müssen sich erst einmal einarbeiten in unserem doch komplexeren Heimtierbereich und bei den Partnern „Fuß fassen“. Diese Orientierung steht an erster Stelle, damit die genannten Ziele umgesetzt werden können.
Der Onlinehandel hat in der Pandemie quer durch alle Branchen kräftig zugelegt, im Durchschnitt noch deutlich stärker als der stationäre Handel. Welche strategische Funktion soll künftig der Onlineshop von Zoo & Co. spielen?
Ursula Lindl: Er ist erfolgreicher Bestandteil unserer Multi-Channel-Strategie, und diese Rolle behält er weiterhin. Es war zukunftsweisend, dass die Sagaflor als einer der ersten in der Branche einen Shop installiert hat und dieser sich auch permanent weiterentwickelt hat. Wir wollen in allen Bereichen wachsen, und es ist erfreulich, dass unser Onlineshop das aktuelle Marktniveau auch repräsentiert.
Zoo & Co. betreibt derzeit 112 Standorte. Wollen Sie diese Zahl künftig weiter steigern oder sich statt auf weitere Expansion vor allem auf die qualitative Steigerung der bestehenden Märkte konzentrieren?
Ursula Lindl: Das eine nicht lassen und das andere tun! Es gibt kein entweder oder. Wir werden auf die Beratung vor Ort noch größeres Gewicht legen, auch andere Schwerpunkte fokussieren, den Marktveränderungen, oder besser: den Marktchancen entsprechend. Gleichzeitig wollen wir mit neuen Partnern und neuen Flächen wachsen.
Herr Nau, der bisherige Fachgruppenleiter von Tier Total, wird in den Ruhestand gehen. Wird dieses Vertriebskonzept auch künftig fortgesetzt oder mit Zoo & Co. zusammengelegt?
Ursula Lindl: Die Aufgabe von Herr Nau wird bei Herr Schropp gebündelt, der den gesamten Bereich Heimtier verantworten wird. Das heißt aber nicht, dass die Marken zusammengelegt werden. In beiden Marken sind starke Unternehmer erfolgreich. Und unsere Partner leben eine große Identifikation mit der jeweiligen Marke. Deshalb führen wir diese Überlegungen mit den Partnern gemeinsam, deren Bereitschaft dazu vorausgesetzt.