Ende 2000 überschlugen sich im deutschen Zoofachhandel die Ereignisse. Die Sagaflor war mitten in ihren Vorbereitungen, ihre damaligen Saga Partner und Pet-Max-Franchisebetriebe zu einer gemeinsamen Dachmarke Zoo & Co. zusammenzufassen. Mit überwältigender Mehrheit hatten sich die Mitglieder der Fachhandelskooperation für die Einführung eines geschlossenen Vertriebssystems ausgesprochen. „Mit dem neuen Konzept wollen Sagaflor/Sagazoo und die Anschlussunternehmen ihre Marktchancen verbessern und eine starke Marke für den Zoofachhandel schaffen“, berichtete pet in seiner Dezember-Ausgabe 2000.
Das Konzept machte einen guten Eindruck, wirkte modern und am 1. Januar 2001 sollte der Marktstart sein. Dass gerade zu jener Zeit einer der damals wichtigsten Sagaflor-Partnerbetriebe, nämlich Kölle Zoo, bekanntgab, die Sagaflor verlassen zu wollen und sich Fressnapf anzuschließen, traf die damals noch in Baunatal ansässige Fachhandelskooperation bis ins Mark.
Start unter widrigen Bedingungen
Ein Anfang, der irgendwie bezeichnend für die gesamte 20-jährige Geschichte von Zoo & Co. war: Die Fachhandelskette hatte gute Zeiten, als sie auf Expansionskurs war und sich in manchen Regionen Deutschlands eine führende Marktposition verschaffte, doch dann gab es auch immer wieder herbe Rückschläge, als wichtige Partnerbetriebe meist zu Fressnapf gewechselt sind. Trotzdem gibt es Zoo & Co. nach wie vor, und die Umsätze, die von den Partnerbetrieben erwirtschaftet werden, können sich sehen lassen. Die Fachhandelsgruppe der Sagaflor schnitt im zurückliegenden Jahr keineswegs schlechter ab als ihre starken Wettbewerber Fressnapf und Das Futterhaus. Und es waren Zoo & Co.-Betriebe, die in Corona-Zeiten ihren Beitrag leisteten, dass die von vielen tot gesagte Warengruppe Aquaristik eine erfolgreiche Renaissance feiern durfte.
Verbindlichkeit – ein Kerngedanke
Der Grundgedanke, den der frühere Sagaflor-Vorstand Klaus-Dieter Lattemann, einer der maßgeblichen Architekten von Zoo & Co., zur Gründung des neuen Fachhandelssystems bewogen hat, war damals sehr vorausschauend und erwies sich im Nachhinein als richtig. In einem Interview mit pet sagte er im Januar 2021: „Zu einem erfolgreichen Vertriebssystem gehört eine eigene Systemorganisation, die mit entsprechender Power die Leistungen für die Anschlussbetriebe bringen wird. Zu diesem System gehört ein hohes Maß an Verbindlichkeit für die Systemzentrale und die Systemmitglieder. Über zentralgesteuerten Einkauf und die Vermarktung werden erhebliche Wettbewerbsvorteile für die Systemmitglieder erzeugt. Zusätzliche zentralseits verwirklichte Dienstleistungen im Bereich Warenwirtschaft, Werbung, Verkaufsförderung, Internet, E-Commerce entlasten die Systembetreiber und schaffen Freiraum für Beratung und Verkaufen.“
Um den jeweiligen Grad der Verbindlichkeit, den Systemmitglieder einhalten sollten, wurde in den folgenden Jahren oft hart gerungen. Mancher Zoo & Co.-Partner wollte partout nicht einsehen, dass Verbindlichkeit der Schlüssel zum Erfolg ist, um auch eine enge, vertrauensvolle und letztlich für alle erfolgreiche Partnerschaft mit den Industrielieferanten pflegen zu können. Andere Partnerbetriebe hatten andere Vorstellungen wie die Zentrale oder sahen keine ausreichenden Zukunftsperspektiven für ihr Unternehmen innerhalb der Zoo & Co.-Gruppe. Die eigentliche Stärke des Systems, den Partnerbetrieben die größtmögliche Unabhängigkeit zu gewähren, entpuppte sich in einigen Fällen auch als seine Schwäche, weil die Solidarität der Mitglieder mit ihrer Zentrale hin und wieder zu wünschen übrig ließ. Diplomatisch drückt es Sagaflor-Vorstand Ursula Lindl im Interview in dieser Sonderausgabe aus: „Wir haben eine liberal gelebte Unternehmerpartnerschaft. Diese ermöglicht, dass ein Partner wechseln kann, wenn er Gründe dafür hat.“ Auf einen weiteren wichtigen Aspekt weist Lindl allerdings ebenfalls: „In anderen Systemen ist das kaum mehr möglich, die Hintertüren wurden verschlossen.“ Diesen Gedanken sollte sich der eine oder andere Partner durch den Kopf gehen lassen!
Gute Noten
Ungeachtet nicht weniger Abgänge von Mitgliedern in den zurückliegenden Jahren scheinen die meisten Zoo & Co.-Partnerunternehmen allerdings zu wissen, was sie an ihrem System haben und halten ihm auch die Treue. Immer wieder wird Lob laut für die Eigenmarken, die bei den Kunden sehr gut ankämen. Auch die individuelle Betreuung durch die Zentrale, das ansprechende Design und das CI werden von der Mehrzahl der Zoo & Co.-Partner positiv beurteilt. Die zweimalige Auszeichnung von Zoo & Co. mit dem pet-Handelspreis, aber auch andere renommierte Preise zeigen, dass die Konsumenten große Stücke auf die Fachhandelsgruppe der Sagaflor halten. Nun wäre dem System in den kommenden Jahren wieder mehr Ruhe zu wünschen, nachdem es vor einigen Monaten einen tiefgreifenden personellen Wandel beim Führungspersonal gegeben hat. Dann könnte der neue Schwung, den das 20-jährige Jubiläum bringen soll, auch tatsächlich Wirklichkeit werden.