In keinem europäischen Land verbucht Fressnapf solch großen Erfolg wie in Österreich. Im Fachhandel beträgt dort der Marktanteil der expansiven Kette bereits 40 bis 45 Prozent – deutlich höher als etwa im Heimatland Deutschland. Sollte Fressnapf seine Absicht in die Tat umsetzen, sich in den kommenden Jahren auch verstärkt in Einkaufscenter und in Innenstadtlagen zu begeben, dürfte der Druck auf den österreichischen Zoofachhandel weiter zunehmen. Auch die geplante Eröffnung von großflächigen Maxi-Zoo-Märkten dürfte bei einheimischen Zoofachhändlern wenig Begeisterung auslösen.Trotz der Dominanz von Fressnapf gelingt es in Österreich immer wieder unabhängig agierenden Zoofachhändlern, sich erfolgreich am Markt zu behaupten. Selbst wenn sich ein Fressnapf in unmittelbarer Nähe eines bestehenden kleinen Zoofachgeschäfts angesiedelt hat, muss das nicht heißen, dass der wirtschaftlich schwächere Marktteilnehmer auch den Kürzeren zieht. Ein paar Voraussetzungen für den Erfolg müssen allerdings vorhanden sein: ausreichend viele Parkplätze, ein unverwechselbares Produktsortiment und gute Fachberatung gehören ebenso dazu wie ein freundliches Auftreten des Personals und die Fähigkeit, den Kunden Lösungen für ihre Probleme mit dem Heimtier anbieten zu können.Empfehlenswert ist eine Spezialisierung. Es hat in den meisten Fällen keinen Sinn, ein Vollsortiment auf einer Verkaufsfläche von 50 m² zu präsentieren, wenn der Fressnapf um die Ecke ein ähnliches Produktangebot auf 400 m² führt. Sinnvoller wäre es, sich auf ein bestimmtes Segment wie etwa die Meerwasseraquaristik oder die Terraristik zu spezialisieren, um der Vergleichbarkeit mit dem Wettbewerb zu entgehen. An manchen Standorten, etwa in der Hauptstadt Wien, gibt es auch Bedarf an exklusiven Hunde- und Katzenspezialisten, die nicht 08/15-Produkte, sondern hochwertige Luxusartikel im Sortiment führen. Da in den meisten Fressnapf-Märkten nur Futtermittel und Zubehörartikel angeboten werden, ist auch noch ausreichend Platz für ein Konzept, das vor allem auf Lebendtiere und deren artgerechte Haltung setzt.Sie sagen, Sie haben das alles schon versucht? Vielleicht haben Sie es bisher nur halbherzig oder ohne fundiertes Konzept getan. „Die Praxis sollte das Ergebnis des Nachdenkens sein, nicht umgekehrt“, hat der Schriftsteller Hermann Hesse einmal gesagt. Es wäre schön, wenn noch mehr österreichische Zoofachhändler diese Weisheit beherzigen würden, anstatt angesichts der Konkurrenz voreilig die Flinte ins Korn zu…