1996, Nr. 10, S. 52
STANDPUNKTE - MEINUNGEN
Plädoyer für mehr Tierschutz in der Aquaristik
Der Handel soll die Haltungsbedingungen den Fischen anpassen und nicht
umgekehrt, fordert Zoofachhändler Peter Schwindt
Peter Schwindt
Es scheint in unserer Branche schon ein Stück Traditionspflege zu sein,
Angriffe radikaler Tierschützer mit Überreaktionen zu beantworten.
Denn betrachtet man die im ersten Teil der pet-Serie "Tierhaltung im
Zoofachhandel" zum Thema PAKT und Aquaristik ausgebreiteten Branchenmeinungen,
so fällt auf, daß man offensichtlich auch jetzt wieder dazu neigt,
die Argumentation von Tierschützern in Bausch und Bogen als Horrorszenario
abzutun. Beispielsweise wenn ZZF-Verbandsgeschäftsführer Gmeiner
der PAKT-These von der Aquaristik als Verschleißhobby unter Hinweis
auf angebliche "Horrorzahlen" (pet 6/96) bei den Fischverlusten
zu begegnen versucht. Horrorzahlen?
Nun, ein tierschutzpolitisch völlig unverdächtiger Fachbuchautor
wie Kaspar Horst machte jedenfalls schon vor zehn Jahren in der Erstauflage
seines Buches "Pflanzen im Aquarium" die ebenso "erstaunliche
wie erschreckende" Feststellung, daß man beim kritischen Vergleich
von Fisch-Bestandsmengen zur Menge der jährlich gehandelten Aquarienfische
auf eine durchschnittliche "Lebenserwartung von sage und schreibe nur
9,5 Monaten" komme. Auch der TVT-Vertreter auf dem Stuttgarter Datz-Forum,
Amtsveterinär Jochen Weins, legte kürzlich diesbezüglich
begründete Schätzungen ganz ähnlichen Kalibers vor, ohne
daß dies auf Widerspruch des Auditoriums stieß. Daraus darf
wohl der Schluß gezogen werden, daß es nicht nur müßig
ist, sich über irgendwelche "Horrorzahlen" zu erregen, von
denen derzeit ohnehin niemand sagen kann, wo sie genau liegen, sondern vor
allem die "drastische Senkung" (Weins) dieser Fischverluste angesagt
ist! Umso mehr, da als maßgebliche Verlustursache von Tiermedizinern
unzureichende Haltungsbedingungen ermittelt wurden, wie Weins in Stuttgart
überzeugend darlegen konnte. Womit auch schon das Stichwort für
weitere Überreaktionen von Branchenbeteiligten auf tierschutzpolitische
Forderungen gefallen wäre.
Denn Tiermediziner fordern beim Thema "unzureichende Haltungsbedingungen"
zwecks Senkung der angedeuteten Fischverluste nun schon seit Jahren unter
anderem eine Abkehr von der bisherigen Einheitswasser-Methode, indem sie
bei der Hälterung von Aquarienfischen eine stärkere Orientierung
an den Wasserwerten der jeweiligen Heimatbiotope fordern. Dabei konzidieren
sie, daß Aquarienfische, vor allem die oft als sehr…
STANDPUNKTE - MEINUNGEN
Plädoyer für mehr Tierschutz in der Aquaristik
Der Handel soll die Haltungsbedingungen den Fischen anpassen und nicht
umgekehrt, fordert Zoofachhändler Peter Schwindt
Peter Schwindt
Es scheint in unserer Branche schon ein Stück Traditionspflege zu sein,
Angriffe radikaler Tierschützer mit Überreaktionen zu beantworten.
Denn betrachtet man die im ersten Teil der pet-Serie "Tierhaltung im
Zoofachhandel" zum Thema PAKT und Aquaristik ausgebreiteten Branchenmeinungen,
so fällt auf, daß man offensichtlich auch jetzt wieder dazu neigt,
die Argumentation von Tierschützern in Bausch und Bogen als Horrorszenario
abzutun. Beispielsweise wenn ZZF-Verbandsgeschäftsführer Gmeiner
der PAKT-These von der Aquaristik als Verschleißhobby unter Hinweis
auf angebliche "Horrorzahlen" (pet 6/96) bei den Fischverlusten
zu begegnen versucht. Horrorzahlen?
Nun, ein tierschutzpolitisch völlig unverdächtiger Fachbuchautor
wie Kaspar Horst machte jedenfalls schon vor zehn Jahren in der Erstauflage
seines Buches "Pflanzen im Aquarium" die ebenso "erstaunliche
wie erschreckende" Feststellung, daß man beim kritischen Vergleich
von Fisch-Bestandsmengen zur Menge der jährlich gehandelten Aquarienfische
auf eine durchschnittliche "Lebenserwartung von sage und schreibe nur
9,5 Monaten" komme. Auch der TVT-Vertreter auf dem Stuttgarter Datz-Forum,
Amtsveterinär Jochen Weins, legte kürzlich diesbezüglich
begründete Schätzungen ganz ähnlichen Kalibers vor, ohne
daß dies auf Widerspruch des Auditoriums stieß. Daraus darf
wohl der Schluß gezogen werden, daß es nicht nur müßig
ist, sich über irgendwelche "Horrorzahlen" zu erregen, von
denen derzeit ohnehin niemand sagen kann, wo sie genau liegen, sondern vor
allem die "drastische Senkung" (Weins) dieser Fischverluste angesagt
ist! Umso mehr, da als maßgebliche Verlustursache von Tiermedizinern
unzureichende Haltungsbedingungen ermittelt wurden, wie Weins in Stuttgart
überzeugend darlegen konnte. Womit auch schon das Stichwort für
weitere Überreaktionen von Branchenbeteiligten auf tierschutzpolitische
Forderungen gefallen wäre.
Denn Tiermediziner fordern beim Thema "unzureichende Haltungsbedingungen"
zwecks Senkung der angedeuteten Fischverluste nun schon seit Jahren unter
anderem eine Abkehr von der bisherigen Einheitswasser-Methode, indem sie
bei der Hälterung von Aquarienfischen eine stärkere Orientierung
an den Wasserwerten der jeweiligen Heimatbiotope fordern. Dabei konzidieren
sie, daß Aquarienfische, vor allem die oft als sehr…