Die Heimtierbranche wird auch in den kommenden Jahren vor schweren Herausforderungen stehen. Das unterstrich Georg Müller, Vorsitzender des Industrieverbands Heimtierbedarf, auf einer Pressekonferenz seines Verbands und des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe in Berlin.
Müller nannte die nach wie vor schwierige Beschaffung von Rohstoffen. Er verwies darauf, dass die Fleischproduktion in Deutschland seit ihrem Höchststand im Jahr 2016 mit 8,25 Mio. Tonnen auf mittlerweile 6,9 Mio. Tonnen in 2024 gesunken sei. „Dies stellt auch unsere Industrie vor die Herausforderung, den bestehenden Proteinbedarf zu decken“, so Müller. Mit Sorge betrachtet der IVH-Vorsitzende Bestrebungen der EU, die Verwendung von tierischen Fetten in Biotreibstoffen gesetzlich zu fördern – ein Vorhaben, das Deutschland bisher abgelehnt habe. Müller fordert die neue Bundesregierung dazu auf, sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, „die wertvollen Proteinquellen für die tierische Ernährung zu erhalten“. Pflanzliche Öle, Sekundärrohstoffe oder extra zu diesem Zweck produzierte Ausgangsstoffe seien als Biokraftstoffe geeigneter.
Ein weiterer Wunsch an die neue Bundesregierung betrifft die Bürokratie in Deutschland. Gerade für produzierende Betriebe der Heimtierbranche seien die bürokratischen Hürden in den letzten Jahren immer höher geworden. „Genehmigungsverfahren für Investitionen oder bauliche Veränderungen beispielsweise wurden immer komplexer, länger und damit teurer“, klagte Müller. Dadurch entwickelte sich die Produktion am Standort Deutschland für mittelständische Unternehmen leider zusehends zu einem Wettbewerbsnachteil.
Hoffnungsfroh stimme ihn, dass im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung eine spürbare Verkürzung von Genehmigungsverfahren für Industrieanlagen angestrebt werde. Die Abwanderung energieintensiver Unternehmen aufgrund unterschiedlicher Klimaschutzstandards wolle man verhindern, die Förderregeln und -praxis für Industrieansiedlungen und Großvorhaben modernisieren und bürokratische Hürden abbauen. Und auch den Mittelstand wollen die Koalitionsparteien nach Einschätzung von Müller entlasten – durch flexiblere gesetzliche Rahmenbedingungen, einfachere Vergabeverfahren und schnellere Genehmigungsprozesse. Zustimmung signalisierte er auch zur Absicht der neuen Bundesregierung, für die Industrie dauerhaft niedrige und planbare sowie international wettbewerbsfähige Energiekosten einzuführen.
Ausdrücklich hob der IVH-Vorsitzende in Berlin hervor, welch hohen Stellenwert das Thema Nachhaltigkeit innerhalb der Heimtierbranche einnehme. „Unsere unternehmerischen Entscheidungen werden zunehmend von Aspekten der Nachhaltigkeit geprägt, angefangen von der Wahl der Rohmaterialien über die Produktion bis hin zur Wahl der Verpackungen und der gesamten Logistik“, erläuterte Müller.
Dabei verwies er auf die Ergebnisse einer internen Befragung, wonach mindestens 62 Prozent der Unternehmen bereits eine Klimabilanzierung durchführen und 96 Prozent der Hersteller ihre Verpackungen in den letzten drei Jahren nachhaltiger gestalten konnten, zum Beispiel durch eine bessere Recyclingfähigkeit und durch einen reduzierten Materialeinsatz. „Nachhaltigkeit ist nicht nur in der Heimtierbranche angekommen – sie ist einer der wichtigsten Treiber für neue Produkte geworden“, betonte Müller. Damit das so bleibe, wünsche sich die Heimtiernahrungsindustrie künftig länderübergreifend einheitliche und einfache Verordnungen bei erforderlichen Nachweisen, etwa für Kennzeichnungen und die Entsorgung.