Dr. Rolf Spangenberg
pet plus

Dr. Rolf Spangenberg

Menschen als Horrorwesen?

Für viele Heimtiere löst das menschliche Gesicht oft Angstgefühle aus, weil es in Mimik und Aussehen den Merkmalen der natürlichen Fressfeinde dieser Tiere ähnelt. Zoofachhändler sollten dies erklären, meint Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg.
pet immer dabei – Lesen Sie, wo, wann und wie Sie wollen.
  • Print-Ausgabe direkt per Post
  • Ausgaben auch als E-Magazin
  • Immer verfügbar – auf PC und Mobil
  • Online-Archiv seit 1996
Abonnement Print & Online
Testangebot
Direkt weiterlesen
Viele Tierhalter, besonders auch Kinder, sind enttäuscht, wenn Kaninchen oder Meerschweinchen keineswegs schmusig reagieren, sobald man sich ihnen nähert und sie anfasst. Das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal handelt es sich um wehrlose Beutetiere, die in der Natur von ihren Fressfeinden gejagt werden. Sie müssen erst mit der Zeit lernen, dass Menschen ihnen nichts Böses antun wollen. Da muss man Geduld haben, bis sie zahm geworden sind. Doch dann das menschliche Gesicht, in dem sie instinktiv viele Warnzeichen erkennen. So ein süßer Kinderkopf mit zwei großen Augen, ist für Tiere zunächst einmal eine Horrormaske, die bei ihnen Angst und Schrecken auslöst. Parallel zueinander stehende Augen sind das sichere Anzeichen für einen Räuber. Damit kann er die Entfernung zu seinem Opfer abschätzen. Denken Sie nur an Marder, Fuchs oder Raubvogel. Wer nicht daran gewöhnt ist, ergreift die Flucht. Dann zeigt das menschliche Auge viel weiße Bindehaut. Das haben Tiere nur bei einem wütenden Angriff, wenn sie weit aufgerissen werden. Dazu dann noch das Entblößen der Zähne beim Lächeln oder Lachen. Das ist für Beutetiere das sichere Anzeichen für einen  unmittelbar bevorstehenden Angriff. Überdies noch die erschreckenden Geräusche. Da Tiere die menschliche Sprache zunächst einmal nicht verstehen und einordnen können, wählen sie im Zweifelsfall den Fluchtweg.

Taktgefühl beugt Panik vor

Diese aus Tiersicht verständlichen Angstgefühle verstärken sich zur Panik, wenn Kaninchen oder Meerschweinchen hochgehoben werden. In der Natur geschieht das nämlich nur kurz vor dem Tötungsbiss. Auch der menschliche Geruch ist ihnen völlig unbekannt und beängstigend. Dann haben Menschen einen sehr gering ausgeprägten Sinn für Nähe bei einer Kontaktaufnahme. Viele Menschen kommen einem beim  Begrüßen unangenehm nahe. Da sollte man sein Taktgefühl mobilisieren. Tiere reagieren auf plötzliche Nähe meistens sehr erschrocken. Daraus zieht der verständige Tierfreund folgende Konsequenzen: Wenn die neu erworbenen Kuscheltiere sich noch nicht an Menschen gewöhnen konnten, lässt man sie vorerst weitgehend in Frieden. Vor allem hält man Abstand und versorgt sie nur mit weit ausgestreckten Armen. Es macht sich gut, ihnen mit ruhigen Bewegungen einen einzelnen Leckerbissen zu geben. In einem  zweiten Schritt…
Zur Startseite
Mehr zum Thema
Lesen Sie auch