Lesen lernt man durch Üben, indem viel gelesen, möglichst sogar laut vorgelesen wird. Doch wem kann man in der anfänglich holprigen Phase vorlesen? Die Eltern haben leider meistens viel zu wenig Zeit und sind häufig zu kritisch. Geschwister oder Spielkameraden neigen dazu, sich lustig zu machen. Das schreckt ab! Ganz schlimm, wenn in der Schulklasse vorgetragen werden soll. Ganz glatt geht es ja nie, Fehler werden bekichert, und der Lehrer muss korrigierend eingreifen. Das ist für schüchterne Kinder die wahre Hölle. Doch da gibt es eine Lösung! In der vertrauten Umgebung wird einem geeigneten Heimtier der Übungstext vorgelesen oder das Gedicht rezitiert. Es sollte ein ruhiges Tier sein, dem das Zuhören, das es ja auf sich bezieht, Freude bereitet. Das Kind ist entspannt, denn ihm wird nichts korrigiert, niemand kichert bei stockendem Lesefluss und in manchen Glücksmomenten wird die Zuneigung deutlich demonstriert. Auf diese Weise gewinnt der Vorlesende Sicherheit und kann sich später vor einer kritischen Runde vorstellen, er spräche nur mit dem betreffenden Tier. Welche Tierarten sind geeignet? Sicherlich nicht die quirligen Mäuse, nur bedingt Streifenhörnchen, kaum die dösenden Goldhamster und keine Fische, die gar zu uninteressiert wirken könnten. Natürlich Hunde und Katzen, doch auch Kaninchen, Meerschweinchen und Ratten. Sehr geeignet sind Sittiche und Papageien. Im Prinzip alle geliebten Heimtiere, die dem Kind vertraut sind und ihm gern zuhören. Sicherlich sind sie diskreter als die beste Freundin, verraten nichts und werden nicht ungeduldig. Ideal wäre natürlich, wenn die Zuhörer sich nach den ersten Tönen nicht panisch in der Streu verkriechen, ins Häuschen flüchten oder im Käfig herumflattern. Sie sollten anteilnehmend mit Ohrenspiel sitzen bleiben und so den Eindruck des intensiven Zuhörens erwecken. Diese Übung mit den Tieren ist übrigens auch ausgezeichnet für Stotterer geeignet. Der große Vorteil: Es gewinnen beide Teile. Das Tier sieht sich als Mittelpunkt und genießt bewusst oder unbewusst die Anteilnahme. Es verrät mit keiner Geste, wenn zuerst so manches daneben geht. Der Schüler liest ohne Scheu, denn jeder Laut wird bewundert. Auf diese Weise gewinnt man die erforderliche Übung, lernt Lesen und verlernt das Stottern – später auch vor einem menschlichen Publikum! Haben Sie die von Ihnen angebotene Tiere schon einmal daraufhin beobachtet? Wo sitzen bei Ihnen die Leselernhilfen? Sicherlich eröffnet man damit kein großes Geschäftsfeld, doch…