Es mag sein, dass man im gut sortierten Zoofachhandel bald noch öfter als bisher ein ansprechendes Sortiment an Reitzubehör sehen wird. So ungewöhnlich wäre das nicht, denn selbst die unermüdlich preisverderbenden Discounter bieten gelegentlich bereits Reitkappen, Gummi-Reitstiefel und Gerten an. Auf jeden Fall könnten Sie sich mit diesem Segment, das interessante Aspekte eröffnet, einmal gedanklich auseinandersetzen. Dem Tierarzt ist der Umgang mit gesunden und kranken Pferden das Höchste und war einmal Grundlage dieses schönen Berufes. Neben dem Pferd fielen alle anderen landwirtschaftlichen Nutztiere ab und wer sich bis zu Hunden und Katzen herabließ, genoss geringes Ansehen. Das hat sich grundlegend gewandelt. Der Fachtierarzt für Pferde betreut diese edle Tierart, ob er wohl auf die Spezialisten für Reptilien, Fische und Kleinsäuger herabsieht? Mir ist die Pferdepraxis noch wohlvertraut, und ich denke mit gemischten Gefühlen daran zurück. Abstammung von der Ritterschaft Für einen tüchtigen Tierarzt ist der Umgang mit Pferden zwar kein Problem, doch die hohe Schule hippologischer Kunst beginnt bei der „Behandlung“ ihrer Besitzer. Die sind ein eigenes Völkchen und können ihre Abstammung von der Ritterschaft nicht immer verleugnen. Pferdebesitzer sind edel, großmütig, rachsüchtig, eitel, großzügig, wissensdurstig, glauben an uralte Mythen und möchten ganz speziell behandelt werden. Sie lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: junge Mädchen, Männer und reitende Frauen. Generationen von Psychologen haben schon darüber gerätselt, was junge Mädchen so herzensinnig mit Pferden verbindet. In jedem Reitstall findet man diese Nymphchen, die unverdrossen die Wege kehren, Futter schleppen, ausmisten und von der Hoffung leben, bald wieder einmal reiten zu können. Männliche Reiter sind attraktiv und erfreuen sich der Zuneigung fast aller Frauen. Reitende Frauen sind wiederum ein Fall für sich. Ihr Lebensinhalt ist das eigene Pferd, von dem sie in beinahe jeder Lebenslage begeistert zu erzählen wissen. Eine Umfrage in den USA, bei der Pferdebesitzerinnen sagen sollten, ob sie sich im Zweifelsfall lieber von ihrem Pferd oder dem Ehemann trennen würden, ergab: Blanke 20 Prozent würden eher den Mann als das Pferd verlassen! Für den Tierarzt ist die Pferdepraxis ein risikoreiches Unternehmen. Im Erfolgsfalle wird er zum Halbgott erhoben, dessen medizinische Handlungen den Charakter von Wundertaten annehmen – was allerdings nicht bedeutet, dass die Honorare auch prompt…