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Nach der Spillers-Übernahme
Nestlé setzt auf Offensive
Die Karten im Tiernahrungsgeschäft sind neu gemischt: Nach der
Übernahme von Spillers Petfood durch den Nestlé-Konzern ist
weltweit eine neue Anbieterstruktur entstanden
Überraschung hat der Deal Anfang Februar bei Branchenkennern nur
wenig ausgelöst. Das Gerücht, daß sich die zuletzt etwas
angeschlagene englische Firma Dalgety von ihrem Tochterunternehmen Spillers
Petfood trennen wolle, machte schon seit Monaten die Runde. Lange Zeit galt
als wahrscheinlichster Käufer der amerikanische Nahrungsmittelhersteller
H. J. Heinz, der 1995 schon den amerikanischen Tiernah-rungsbereich von
Quaker Oats erworben hat und im Petfood-Bereich offenbar auch in Europa
seine Position verstärken will. Nachdem die Verhandlungen allerdings
zu keinem greifbaren Ergebnis führten, kehrte um die Jahreswende bei
Spillers wieder etwas Ruhe ein. Zumal sich die Muttergesellschaft Dalgety
dazu entschloß, ihren Pharmabereich und eine Logistikfirma zu verkaufen
(wir berichteten).
Seit Januar, so hört man, seien dann intensive Verhandlungen zwischen
Nestlé und Dalgety geführt worden. Man einigte sich auf einen
Verkaufspreis von 2,1 Mrd. DM, der in Banker-Kreisen zwar als etwas hoch
eingeschätzt wird, aber angesichts des großen Potentials von
Spillers durchaus gerechtfertigt sei.
Dalgety hatte 1995 den gesamten europäischen Tiernahrungsbereich
von Quaker Oats für ca. 450 Mio. Pfund übernommen. Große
Freude hatte die englische Firma mit der Heimtiernahrung allerdings nicht.
Schon bald mußte man erkennen, daß sich die Umstrukturierung
bei Spillers schwieriger und kostspieliger als erwartet gestalten sollte.
Die Schließung der Produktionsstätte in Etten-Leur und die langwierigen
Probleme in Verbindung mit BSE brachten Dalgety zeitweise an den Rand des
Kollapses.
Auf insgesamt 200 Mio. Pfund werden die Kosten beziffert, die Dalgety
allein in die Restrukturierung investiert hat. Eine Summe, die sich wohl
rentiert hat. Denn bei der Umstrukturierung des Unternehmens hat die Firma
offenbar gute Arbeit geleistet. Zu dieser Einschätzung sind jedenfalls
die verantwortlichen Nestlé-Manager gekommen, weswegen sie beabsichtigen,
in absehbarer Zeit keine größeren Investitionen in eine weitere
Restrukturierung von Spillers zu leisten. Mit der Übernahme kommt Nestlé
in den Besitz von 13 zusätzlichen Produktionsstätten in den USA,
Frankreich, Deutschland, Holland, Italien und Spanien. Ob sie alle erhalten
bleiben, ist im Moment noch nicht abzusehen. Denn…