Keine exotischen Tiere im Heimtierbereich – das kennen Sie zur Genüge. Aber ein anderes Thema wird derzeit in der Öffentlichkeit diskutiert und treibt die Tierschützer der wenig kenntnisreichen Sorte um: Sollen exotische Tiere im Zirkus auftreten? Sie können sich diese Problematik wohl in Ruhe anschauen, denn der Zoofachhandel wird keine tierischen Artisten für den Zirkus liefern, vom Mäuse- und vielleicht sogar Flohzirkus einmal abgesehen. Doch ist die öffentliche Diskussion auch für Ihre Branche interessant, denn sie zeigt, wie man damit umgeht und wie viel oder wie wenig Fachwissen dahinter steckt. Beschränken wir uns hier beispielhaft auf die Menschenaffen (Schimpansen), Elefanten und Großkatzen (Löwen, Tiger). Menschenaffen sind ein Publikumsmagnet, sie wirken wie Karikaturen unserer selbst. Ist es eine Quälerei, wenn sie im Zirkus herumtollen und sich abenteuerlich verkleiden? Sicherlich nicht, denn auch im Zoo spielen sie mit Säcken und Pappkartons herum. Die Tierlehrer dressieren sie liebevoll, denn jede Strafe, ja schon ein hartes Wort, würde die Affen verängstigen. Trotzdem sollte man Menschenaffen aus der Manege verbannen! Es gibt zwei unlösbare Probleme. Wo kommen sie her, und wo gehen sie hin? Man kann nur Jungtiere verwenden, denn mit der Geschlechtsreife werden Affen bockig und gefährlich. Früher schoss man in Afrika die Mütter ab und sammelte die Jungen ein. Nachzuchten aus Menschenhand können den Bedarf nicht decken. Und was geschieht mit den geschlechtsreifen Affen? Auswildern ist teuer und langwierig und in Zoogruppen lassen sich die Tiere kaum mehr eingliedern. Daher ist es richtig, Menschenaffen generell aus der Manege zu verbannen. Nicht alle Tiere sind geeignet Die Elefantenhaltung, die in großen Zirkusunternehmen mit großem Aufwand halbwegs akzeptabel betrieben wird, ist als Einzelhaltung in einem kleinen Zirkus abzulehnen. Das muss im Einzelfall von Fachleuten beurteilt werden. Dafür gibt es bestimmte Richtlinien. Ganz anders sieht es bei Großkatzen aus. Auch in gut geführten Zoos langweilen sie sich, weil sie zwar die meiste Zeit des Tages – wie in freier Natur – schlafen, dann aber den Kitzel der Jagd spüren möchten. Der wird ihnen bei der Vorführung im Zirkus geboten. Eine gute Dressurnummer bietet ihnen Aufregung, körperliche Bewegung und die Auseinandersetzung mit dem Chef, dem Dompteur und ihresgleichen. Futter bekommen sie ohnehin und ärztliche Versorgung bei Krankheiten. Insofern geht es den Tieren im Zirkus besser als im…
Zirkus um den Zirkus
Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg meint, man sollte schon mal genau hinsehen, bevor man sich der Pauschalforderung anschließt, alle exotischen Tiere aus dem Zirkus zu verbannen.